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Australien: Gesetzentwurf ermöglicht Offshore-Windparks
Offshore-Windkraft könnte genügend grünen Strom für die Energiewende des Landes und sogar für den Export liefern

Australien ist reich an natürlichen Ressourcen und ein wichtiger Exporteur von fossilen Brennstoffen, vor allem von Kohle und Erdgas, sowie von anderen mineralischen Rohstoffen wie Eisenerz. Bis zum Jahr 2050 wird die Nachfrage nach fossilen Energieträgern jedoch stark zurückgehen, wenn man den von der Internationalen Energieagentur (IEA) skizzierten Netto-Null-Kohlenstoffpfads zum Maßstab nimmt, mit dem die globalen Treibhausgasemissionen reduziert werden sollen.

Australien steht also vor einer doppelten Herausforderung: Es muss die Energiewende im eigenen Land umsetzen und zudem seine exportorientierte Wirtschaft neu ausrichten und sie an die globale Nachfrage nach Ressourcen anpassen. Die gute Nachricht: Der Staat verfügt über ein enormes Potenzial für Erneuerbare Energien.

Bezüglich ihrer Entwicklung existieren unzählige innovative Ideen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die Produktion und der Export von grünem Wasserstoff sowie – trotz der großen Entfernungen – die Möglichkeiten von unterseeischen Stromverbindungsleitungen zu Ländern wie Indonesien und Singapur. Damit Australien grüne Energie im Inland bereitzustellen und noch zu exportieren, muss es die Erneuerbaren Energien in gewaltigem Umfang ausbauen.

Erneuerbares Potenzial vor der Küste

Ende 2020 waren in Australien Solaranlagen mit einer Kapazität von 17,6 Gigawatt (GW) installiert, ein Anstieg von 29,6 Prozent gegenüber 2019. Dazu kamen 9,5 GW an Onshore-Windenergie, ein Plus von 32,2 Prozent. Trotz dieser rasanten Ausbauraten machen die Erneuerbaren einschließlich Wasserkraft nur 24,3 Prozent der inländischen Stromerzeugung aus.

Eine wesentliche Steigerung verspricht eine Verlagerung auf das Meer, durch die das enorme Windpotenzial des Landes besser ausgenutzt würde. Also den Bau von Offshore-Windparks vor der Küste des Landes. Der IEA zufolge könnte die Offshore-Windkraft in flachen, küstennahen Gewässern schon mehr als das 15-fache der australischen Stromerzeugung (Wert im Jahr 2020) liefern. Mehr als genug, um einen enormen Überschuss für den Export zu erzeugen. Das deckt sich mit einem separaten, von der Regierung finanzierten Bericht, der im Juli veröffentlicht wurde. Er kam zu dem Schluss, dass die technisch zugänglichen Ressourcen für Offshore-Windkraft in Australien gewaltige 2.233 GW betragen.

Gesetzentwurf zur Offshore-Strominfrastruktur

Als ersten wichtigen Schritt zur Erschließung dieses enormen Potentials braucht es ein Regelwerk zu Offshore-Windkraft. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde im September in das australische Parlament eingebracht. Dieser deckt alle Formen der nachhaltigen Energieerzeugung auf See ab und zielt darauf ab, den gesamten Lebenszyklus zu erfassen – von der anfänglichen Exploration und den Machbarkeitsstudien über den Bau, den Betrieb und die Übertragung von Energie bis hin zur Stilllegung der Anlagen.

Der Entwurf basiert auf den Erfahrungen mit dem Gesetz über die Offshore-Erdöl- und Treibhausgasspeicherung (Offshore Petroleum and Greenhouse Gas Storage Act, OPGGSA) von 2006. Die Zuständigkeiten bestehender Behörden, die die Offshore-Öl- und -Gaserschließung regeln, könnten damit auf den Ausbau regenerativer Energien ausgedehnt werden. Im Kern ermöglicht der Vorschlag es der Regierung, Gebiete in australischen Gewässern, die mehr als drei Meilen von der Küste entfernt sind, für die Entwicklung von Windenergie auszuweisen.

Mehrstufige Genehmigungsregelung über Lizenzen

Dazu sollen im Rahmen des kommerziellen Ausbaus zunächst drei Lizenzen erteilt werden: eine Machbarkeitslizenz (feasibility license) zur Bewertung der Eignung der vorgeschlagenen Standorte, eine Betriebslizenz (commercial license) mit einer anfänglichen Laufzeit von 40 Jahren und eine Übertragungs- und Infrastrukturlizenz (transmission and infrastructure license). Für die Erforschung und Demonstration neuer Offshore-Technologien kann darüber hinaus eine vierte Lizenz ausgestellt werden.

Wie beim OPGGSA sieht der Entwurf Mechanismen zur Überwachung und finanziellen Absicherung vor. Sie sollen eine sichere und umweltverträgliche Entwicklung gewährleisten, und sicherstellen, dass Entwickler die Stilllegungskosten übernehmen.

Der Gesetzesvorschlag wurde Mitte Oktober vom Ausschuss für Umwelt- und Kommunikationsgesetzgebung des australischen Senats gebilligt. Sollte er verabschiedet werden, dürfte er Projektentwicklern den Bau von Offshore-Windkraftanlagen wesentlich erleichtern, da er eine klare Genehmigungsregelung vorsieht.

Nächster Schritt der Fördermechanismen

Bei den Technologien für Erneuerbare Energien sind die Kosten in den letzten zwei Jahrzehnten sehr stark gesunken – mit der Folge, dass Onshore-Wind- und Solarenergie heute die günstigsten Formen der Stromerzeugung sind. Die Offshore-Windkraft bildet hier keine Ausnahme: Weil die Innovation in der Branche rasch voranschreiten, reduzieren sich die Erzeugungskosten. Eine Besonderheit des Offshore-Sektors: Die Windparks sind in der Regel groß, damit Größenvorteile genutzt werden können und weil die Anbindung teuer ist. Der Wert eines Windparks übersteigt häufig eine Milliarde US-Dollar. Die Entwickler brauchen daher finanzielle Sicherheit, um Kreditgeber davon zu überzeugen, eine Finanzierung bereitzustellen.

In Europa, wo die Offshore-Windenergie am weitesten fortgeschritten ist, haben sich sogenannte Differenzverträge (Contracts for Differences, CfD) als wertvolles Instrument erwiesen. Sie schaffen Planungssicherheit und schützen gleichzeitig die Interessen der Verbraucher. Außerdem haben sich Auktionen zur Kostensenkung und um wettbewerbsfähige Angebote zu erhalten bewährt.

Dabei wurde in Europa bereits mehr als ein „Null-Subventions“-Gebot abgegeben und die Offshore-Windparks im Vereinigten Königreich könnten in den frühen 2020er-Jahren sogar schon Geld an die Regierung zurückzahlen, wie eine aktuelle Studie von Forschern des Imperial College London zeigt.

Das macht deutlich, dass die Kosten für Offshore-Windkraft immer weiter sinken. Und dass es bei staatlichen Fördermechanismen wie CfDs nicht so sehr um Subventionen geht, sondern darum, die finanzielle Sicherheit zu gewährleisten, die für die Mobilisierung von Milliarden von Dollar an Kapital zur Unterstützung der Energiewende benötigt wird.

Die Entwicklung eines Fördersystems für Offshore-Wind dürfte in Australien der nächste entscheidende Schritt auf dem Weg zu einer groß angelegten Nutzung zu sein. Denn noch kann die Technologie angesichts der großen sonnenreichen, windigen und relativ unbesiedelten Landmasse des Kontinents nicht mit Onshore-Wind- und Solarenergie konkurrieren. Und obwohl die Bundesregierung bisher keine Bereitschaft gezeigt hat, die Technologie finanziell zu unterstützen, ziehen die Regierungen der Bundesstaaten dies in Erwägung. Sie sehen dabei die potenziellen lokalen wirtschaftlichen Vorteile, insbesondere für Gebiete, die sich von der Förderung fossiler Brennstoffe abwenden.

In der Tat stehen die Entwickler von Offshore-Windparks in Australien bereits in den Startlöchern. Im Gesetzentwurf, der dem Parlament vorliegt, werden 12 große Offshore-Windprojekte mit einer Gesamtleistung von 25 GW genannt. Das entspricht mehr als dem Zweieinhalbfachen der derzeitigen Onshore-Windkapazität des Landes.

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