Zehnmal so viel Solarkraft und fünfmal so viel Windkraft wie heute bis zum Jahr 2030 – das wäre nur eine von zehn Maßnahmen, die nötig seien, um das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimaverträge zu erreichen. Das hat das norwegische Zertifizierungs- und Risikobewertungsunternehmen DNV GL für seinen „Energy Transition Outlook 2019“ errechnet.
Darin enthalten sind zwei Perspektiven: Neben einer Liste von Maßnahmen, die weltweit nötig seien, um das 1,5- beziehungsweise das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, zeigen die Risikomanager auch, was sie für den „wahrscheinlichsten Pfad“ halten.
Dafür beleuchten die Autoren verschiedene Aktionsfelder der Energiewende, zum Beispiel: die Zukunft der fossilen Brennstoffe, die Ausbeutung von erneuerbaren Energiequellen, Energiespeicher und Energieeffizienz sowie die Elektrifizierung – nicht nur des Transportsektors. Die Betrachtung erfolgt sowohl nach Wirtschaftsbereichen, als auch nach Weltregionen.
Ein zentrales Fazit der Autoren lautet: „Die Technologie existiert, die Politik fehlt.“ Damit klagen sie allerdings nicht einzelne Politiker für mutmaßliches Versagen an. Vielmehr nennen sie mögliche Ursachen dafür, dass Regierungen vor allzu entschiedenen Maßnahmen zurückschrecken: politische Proteste in der Bevölkerung, soziale Konflikte und auch Interessenskonflikte zwischen verschiedenen Nachhaltigkeitszielen. So könne etwa die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen dem Erhalt von Ökosystemen zuwider laufen.
Dennoch geht man bei DNV GL davon aus, dass die Energiewende auf die eine oder andere Weise ihren Lauf nehmen wird. Und dass die weltweiten Meilensteine bis Mitte der 2030er Jahre erreicht sein werden: Der Oil Peak stünde demnach 2022 an, das Maximum des Primärenergiebedarfs um 2030. Und ab dem Jahr 2033 werde – trotz wachsender Wirtschaftskraft – der weltweite Energieverbrauch sinken.
Die Timeline zu den verschiedenen Aktionsfeldern der Energiewende finden Sie auf der Website der DNV GL in voller Größe.
Das Ergebnis, schreiben die Autoren, werde zwar bei weitem nicht reichen, die Klimaziele zu erreichen. Am Ende des Jahrhunderts werde sich das Erdklima damit durchschnittlich um 2,4 Grad erwärmt haben. Immerhin aber könne es Politikern Mut machen, die Energiewende aktiver als bisher voranzutreiben, denn: „Die globalen Ausgaben für Energie belaufen sich derzeit auf 3,6 Prozent der Wirtschaftsleistung, aber dieser Wert wird bis zu Jahr 2050 auf 1,9 Prozent fallen.“
Der „Energy Transition Outlook 2019“ besteht aus einem knapp 300-Seitigen Hauptbericht sowie drei rund 100 Seiten starken „Sector Reports“ mit den Titeln „Power Supply and Use“, „Oil & Gas“ und „Maritime Forecast to 2050“. Wer es kürzer mag, liest die 40-seitige „Executive Summary“. Alle Dokumente sind als pdf-Dateien zum Download verfügbar.
Eine anschauliche Zusammenfassung als HTML-Version steht ebenfalls zur Verfügung.
Bildnachweis: © DNV GL