Ende 2019 machte die dänische Regierung mit sehr ambitionierten Plänen Schlagzeilen: Das Parlament sprach sich für den Bau des „North Sea Wind Power Hub“ aus – ein Erneuerbaren-Projekt der Superlative. Auf einer künstlich angelegten Insel mit der Größe von 18 Fußballfeldern soll 80 Kilometer vor der Westküste des Landes ein Windpark mit einer Kapazität von bis zu zehn Gigawatt (GW) entstehen. Das entspricht fast der Hälfte der derzeit in der EU installierten Offshore-Kapazität von gut 22 GW. Er könnte damit mehr Strom produzieren, als alle dänischen Haushalte verbrauchen. Lediglich ein Investor fehlte für das 34-Milliarden-Euro-Vorhaben. Zunächst war vorgesehen, dass Unternehmen 90 Prozent der Kosten übernehmen.
Nun steht fest, dass der dänische Staat die Investition zusammen mit privaten Geldgebern schultern will. Die Hälfte der Investitionskosten soll aus Steuergeldern kommen. Ein Großteil des Eilands wird folglich in staatlicher Hand sein. Und auch ein konkretes Startdatum hat das zuständige Energieministerium bereits genannt: 2033 soll der erste Strom fließen. Bis dahin werden sich den Plänen zufolge mindestens 200 Windräder mit einer Gesamtkapazität von bis zu drei GW in dem Areal drehen. Die Turbinen müssten dazu eine Leistung von 15 Megawatt (MW) erreichen. Zwar sind aktuelle Modelle noch nicht so leistungsstark, Hersteller wie Siemens Gamesa und Vestas haben allerdings angekündigt, Prototypen mit 14 MW und mehr zu entwickeln.
Aber nicht nur Energie von der künstlichen Insel soll Dänemark helfen, klimaneutral zu werden. Die Regierung plant darüber hinaus einen Windpark auf der Insel Bornholm (auf Englisch). Beide Hubs zusammen sollen zunächst eine Kapazität von fünf GW erreichen. Das wäre dreimal so viel wie die derzeitige Offshore-Kapazität des Landes. Wenn das „North Sea Wind Power Hub“ die finale Ausbaustufe erreicht, wird die gemeinsame Kapazität sogar auf 12 GW steigen – theoretisch genug, um 12 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen.
Da Dänemark nur sechs Millionen Einwohner hat, kann ein Teil der Energie für andere Zwecke genutzt werden. Auf dem noch zu bauenden Eiland soll damit grüner Wasserstoff hergestellt werden. Die Elektrolyseure dafür sollen direkt vor Ort aufgestellt werden. Außerdem ist geplant, einen Teil des Stroms zu exportieren. Unter anderem nach Deutschland und Großbritannien. Die notwendige Infrastruktur ist ebenfalls bereits in Planung: Im Oktober 2020 ist der erste Hybrid-Interkonnektor in der Ostsee installiert worden. Er verbindet die deutschen Offshore-Windparks Baltic 1 und 2 mit der im Bau befindlichen dänischen Kriegers Flak. In Zukunft soll auch die Insel Bornholm so an verschiedene Übertragungsnetze angeschlossen werden.
Der dänische Klimaminister Dan Jørgensen kündigt den Beginn einer neuen Ära der Energie an: „Letztes Jahr hat Dänemark ein Ausstiegsdatum für die Förderung fossiler Brennstoffe festgelegt. Heute machen wir einen entscheidenden Schritt in Richtung einer sauberen Energiezukunft. Das Energiezentrum in der Nordsee wird das größte Bauprojekt in der dänischen Geschichte sein. Es wird einen großen Beitrag zur Realisierung des enormen Potenzials für die europäische Offshore-Windenergie leisten, und ich bin gespannt auf unsere zukünftige Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern.“
Bildnachweis: © Danish Energy Agency