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Ist der Höhepunkt der fossilen Brennstoffnutzung erreicht?
Der Strommix wird weltweit grüner, aber wann die Nutzung fossiler Brennstoffe ihren Höhepunkt erreicht, bleibt ungewiss
  • Die Stromerzeugung im Jahr 2022 war die grünste aller Zeiten
  • Gleichzeitig stiegen die Emissionen des Stromsektors auf ein Rekordhoch
  • Der weltweite Kohleverbrauch hat seinen bisherigen Höchststand von 2014 überschritten

Die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie erreichte im Jahr 2022 ein Rekordhoch, wie aus dem Global Electricity Review 2023 (Link in Englisch) des Thinktanks Ember hervorgeht.

12 Prozent des weltweiten Stroms stammten demnach aus den beiden grünen Energiequellen. Die Kohlenstoffintensität der globalen Stromerzeugung sank in der Folge auf  436 Gramm CO2 pro Kilowattstunden – der niedrigste Wert aller Zeiten. Insgesamt machten kohlenstoffarme Energiequellen 39 Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus. Laut Ember ebenfalls ein Rekord.

Gleichzeitig ist jedoch die Stromerzeugung aus Kohle um 1,1 Prozent gestiegen, während die aus Gas nur geringfügig um 0,2 Prozent zurückgegangen ist. Die Folge: Die Emissionen des Stromsektors kletterten um 1,3 Prozent über den Vorjahreswert auf Allzeithoch.

Die Studie skizziert damit ein Dilemma: Die Stromerzeugung ist zwar sauberer ist als je zuvor, der Verbrauch steigt jedoch. Es wurde also von allem mehr gebraucht, was trotz des Einsatzes von deutlich mehr Erneuerbaren zu höheren Emissionen im Stromsektor geführt hat.

Stromsektor könnte Emissions-Peak erreicht haben

Doch Ember geht davon aus, dass der CO2-Ausstoß des Sektors im Jahr 2022 seinen Höhepunkt erreicht hat. Das sei ein wichtiges Signal dafür, dass das Ende des Zeitalters der fossilen Brennstoffe begonnen habe.

Die Studie prognostiziert, dass beim derzeitigen Ausbautempo die Erneuerbaren-Kapazität bereits im Jahr 2023 schneller wachsen wird als die Stromnachfrage. Dann würden die Emissionen wieder sinken. Die Experten gehen von einer Beschleunigung des Prozesses in jedem darauf folgenden Jahr aus. Rückblickend werde 2022 damit der Peak erreicht worden sein. Sollte das zutreffen, wäre dies ein wahrhaft epochemachender Moment in der Energiewende.

Stärkere Nutzung fossiler Brennstoffe in anderen Sektoren

Anders sieht es laut Ember im Verkehrssektor aus. Dieser sei stärker von fossilen Brennstoffen abhängig und tragfähige Dekarbonisierungspfade seien insgesamt weniger klar.

Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen lägen zwar auf Rekordniveau, Tendenz weiter steigend. Allerdings prognostizieren die Experten mittel- bis langfristig nur in einem Segment ein stärkeres Wachstum der umweltfreundlichen Alternativen gegenüber Öl: bei Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen. Die anhaltende Vorliebe für Geländewagen habe zudem die Verringerung des Benzin- und Dieselverbrauchs durch den zunehmenden Verkauf von Elektrofahrzeugen und anderen kraftstoffsparenden Fahrzeugen ausgeglichen.

Der jüngste Energieausblick von BP (Link in Englisch) beispielsweise geht davon aus, dass sich die Ölnachfrage in den kommenden zehn Jahren auf einem Plateau einpendeln wird. Erst durch den vermehrten Einsatz von Schwerlasttransporten (zu Lande, zu Wasser und in der Luft) sowie das Wachstum der petrochemischen Industrie wird sie demnach zurückgehen.

In ihrem World Energy Outlook 2022 (Link in Englisch) stellt die internationale Energieagentur (IEA) fest, dass die Petrochemie nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil der modernen Gesellschaft und vieler Technologien der Energiewende ist. Sie sagt, dass die Nachfrage nach Petrochemikalien ein wichtiger Treiber der Ölnachfrage sein wird.

Wachstum der Stromnachfrage wird sich beschleunigen

Maßnahmen zur Dekarbonisierung in anderen Wirtschaftssektoren werden laut Ember dazu führen, dass Erneuerbare nur schwer schneller wachsen können als die Stromnachfrage.

Denn fast alle Dekarbonisierungspfade außerhalb des Stromsektors hängen stark von der Elektrizität ab, so die Argumentation. Die Umstellung der Industrie auf Elektromotoren, Elektrofahrzeuge, grüner Wasserstoff und andere CO2-arme Kraftstoffe sowie Wärmepumpen für Privathaushalte sei nur mit regenerativ erzeugtem Strom nachhaltig.

Die Stromnachfrage werde folglich wegen der fortschreitenden Dekarbonisierung in allen Sektoren stark steigen – stärker als aufgrund von Faktoren wie Bevölkerungswachstum und dem verbesserten Zugang zu Elektrizität. Das bedeute, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien schneller vorangetrieben werden müsse als derzeit.

Auch den Klimawandel selbst nennen die Autoren als Faktor, der den Stromverbrauch beeinflusst. Extremere Wetterverhältnisse erhöhten die Nachfrage nach Klimaanlagen und Heizungen. Das wiederum führe zu einem erhöhten Wasserstress, auf den häufig mit energieintensiven Entsalzungsanlagen reagiert werde.

Sie folgern, dass es nicht deutlicher sein könne, dass mehr nachhaltige Stromerzeugung die Grundlage für eine erfolgreiche Energiewende sei.

Geopolitische und wirtschaftliche Faktoren

Aber auch geopolitische und wirtschaftliche Faktoren können Prognosen aus dem Ruder laufen lassen. Die globale Finanzkrise von 2008/09 hat den weltweiten Emissionspfad aufgrund eines starken Rückgangs der Wirtschaftstätigkeit verändert. Der Krieg in der Ukraine löste 2022 einen Rückgang des weltweiten Gasverbrauchs aus. Dadurch stieg der Kohleverbrauch an und der Ausbau der Erneuerbaren gewann an Tempo.

Sollte dem eine Periode starken globalen Wirtschaftswachstums im nächsten Jahrzehnt folgen, würde die Nachfrage nach Energie – erneuerbar und fossil – weiter ansteigen, auch im Stromsektor, so Ember.

Solche Unwägbarkeiten sind erheblich. So wurde beispielsweise der scheinbare Höhepunkt des weltweiten Kohleverbrauchs im Jahr 2014 als historischer Wendepunkt angekündigt. Acht Jahre später wurde ein neuer Höchststand erreicht (Link in Englisch).

Wann endet das fossile Zeitalter?

Laut Ember beginnt das Ende des fossilen Zeitalters, wenn die Nutzung von Kohle, Gas und Öl in allen Sektoren deutliche Spitzenwerte erreicht. Wann dies der Fall sei, stelle sich jedoch erst im Nachhinein heraus.

Die Experten vermuten, dass die sinkende CO2-Intensität der weltweiten Stromerzeugung ein Zeichen für den Anfang vom Ende ist. Die Elektrizität sei die treibende Kraft der Energiewende und der Stromsektor führend bei der Dekarbonisierung – gestützt durch Wind- und Solarenergie sowie Technologien wie Batterien und andere Energiespeicher.

Die Studie resümiert, dass nur mit einem wesentlich höheren Anteil an Erneuerbaren Energien genügend Strom nachhaltig erzeugt werden könne, um sowohl die zusätzliche Stromnachfrage zu decken als auch eine umfassendere wirtschaftliche Dekarbonisierung zu ermöglichen.

Wie in den Fahrplänen für eine klimaneutrale Welt bis 2050 (Link in Englisch) dargelegt, sei das Ende des fossilen Zeitalters zwar absehbar. Um dieses Ziel mit Sicherheit zu erreichen, seien jedoch größere Anstrengungen erforderlich.

Bildnachweis: © muratart, shutterstock.com

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