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Serie Wirtschaft & Erneuerbare Klimaschutz
Der Bahnstrommix soll grüner werden
Europäische Eisenbahnbetriebe wollen klimafreundlicher werden – mit sehr unterschiedlichen Ambitionen

Das Reisen mit der Bahn gilt als eine der umweltfreundlichsten Art des Reisens, die weiter ausgebaut werden soll. Doch schon jetzt gehören Bahnunternehmen zu den größten Energieverbrauchern in Europa. Im dritten Teil der Serie „Wirtschaft & Erneuerbare“ schaut der en:former daher, woher die Energie fürs Bahnfahren stammt und wie Eisenbahn-Unternehmen klimafreundlicher werden wollen.

Los geht es mit einem der größten Stromverbraucher in der größten Volkswirtschaft der EU, in Deutschland: Die Deutsche Bahn (DB) verbraucht jährlich rund zehn Terawattstunden Strom, das entspricht in etwa dem Bedarf der Stadt Hamburg. Angesichts dieses gewaltigen Stromverbrauchs beschäftigt sich die DB schon länger mit Klimaschutz. Im Jahr 2006 startete sie ein Programm dazu – und seit 2018 verspricht sie: „Alle Reisenden fahren in den Zügen des DB Fernverkehrs mit 100 Prozent Ökostrom.“

Erneuerbare decken mehr als die Hälft des Stromverbrauchs der DB

Doch das gilt nur für den Fernverkehr, im Güter- und Regionalverkehr ist die Bahn weiterhin auf konventionell erzeugten Strom angewiesen. Das zeigt der DB-Bahnstrommix, den das Unternehmen 2018 veröffentlichte. Demnach stammten 57 Prozent des für den Bahnverkehr benötigten Stroms aus Erneuerbaren und 43 Prozent aus konventionellen Kraftwerken. Steinkohle deckte zu 18 Prozent den Bedarf, Kernenergie zu neun Prozent und Braunkohle zu sieben Prozent.

Der Bahnstrommix der Deutschen Bahn

Anteil in Prozent; Angaben Stand 3. Quartal 2018; Quelle: Deutsche Bahn AG,

Den Ökostrom liefern aktuell zum Großteil Wasserkraftwerke an Flüssen wie Rhein, Mosel oder Donau. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien im DB-Bahnstrommix auf 80 Prozent ansteigen. Im Jahr 2038 schließlich will das Unternehmen zu 100 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren fahren. In Zukunft sollen auch Photovoltaik und Windenergie eine größere Rolle spielen. Ein schnellerer Umstieg gehe laut DB nicht, da man langfristige Verträge mit Energieversorgern abgeschlossen habe, die ihren Strom aus konventionellen Energieträgern einspeisen.

Doch immerhin bemüht sich die DB verstärkt um neue Verträge für den Bezug von grünem Strom. Nach einer europaweiten Ausschreibung hat die Bahn im Herbst 2019 den ersten langfristigen Stromliefervertrag (PPA – Power Purchase Agreement) mit innogy SE und RWE Supply & Trading unterzeichnet. Der Strom wird im Offshore-Windpark Nordsee Ost produziert, von der Bahn zum Festpreis abgenommen und direkt genutzt. Das Liefervolumen umfasst 25 Megawatt (MW). Dies entspricht rund acht Prozent der Gesamterzeugung des Windparks, der aus 48 Anlagen mit insgesamt 295 MW besteht.

Die Schweiz und die Niederlande machen es besser

 Im Nachbarland Schweiz will man auf der Schiene schon im Jahr 2025 mit 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren unterwegs sein. Aktuell werden bereits rund 90 Prozent des benötigten Stroms mittels Wasserkraft erzeugt. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sind Eigentümer von sieben Wasserkraftwerken, die in erster Linie Strom für den Bahnverkehr erzeugen. Der übrige Strom stammt aus Kernkraftwerken.

Auch die staatliche Eisenbahngesellschaft der Niederlande ist deutlich weiter als die Deutsche Bahn. Bereits seit Anfang 2017 kommt der Bahnstrom zu 100 Prozent aus Onshore- und Offshore-Windkraft, alle Züge fahren somit klimaneutral. Die Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS) hat 2014 einen langfristigen Stromliefervertrag (PPA – Power Purchase Agreement) mit dem Energieanbieter Eneco abgeschlossen, dieser hatte speziell dafür Windparks errichtet. Die Hälfte des benötigten Stroms kommt aus dem eigenen Land, die andere Hälfte aus Windparks in Schweden, Finnland und Belgien.

Nicht so ambitioniert wie die Schweiz, aber früher als die DB will die französische Eisenbahngesellschaft Société nationale des chemins de fer (SNCF) klimaneutral unterwegs sein. Bis zum Jahr 2025 will die staatliche SNCF insgesamt 40 bis 50 Prozent des Strommixes für den Zugbetrieb mit Erneuerbaren decken, bis 2035 100 Prozent.

Elektrifizierung der Schiene

Wie gezeigt, wird ein wachsender Anteil des Bahnstrom von Erneuerbaren gedeckt. Doch ein Problem bleibt: Viele Züge in Europa sind gar nicht elektrisch unterwegs, sondern werden mit Diesel betrieben, weil sie auf Strecken ohne Oberleitung eingesetzt werden. So sind beispielsweise in Frankreich und Deutschland um die 40 Prozent des Schienennetzes nicht elektrifiziert, also ohne Oberleitung ausgestattet.

Und das wird sich auch nicht so schnell ändern. In Deutschland – als Beispiel – werden pro Jahr lediglich 70 Kilometer neu elektrifiziert. Oberleitungen kosten mindestens eine Million Euro je Kilometer, Planungsverfahren dauern viele Jahre. Und die teuren Investitionen lohnen sich bei Nebenstrecken, die wenig befahren werden, kaum.

Auch in dieser Hinsicht sind dicht besiedelte Länder in Europa weiter. Die Niederlande haben 76 Prozent der Schienen mit Oberleitungen ausgestattet. Und in der Schweiz waren schon im Jahr 1939 Dreiviertel des Schienennetzes elektrifiziert – heute liegt man bei 100 Prozent.

Anteil elektrifizierter Strecken im staatlichen Eisenbahnnetz

Anteil in Prozent, in ausgewählten europäischen Ländern 2017; Quelle: Allianz pro Schiene

Gefragt sind alternative Antriebssysteme

Da die Elektrifizierung extrem teuer ist, gehen die Eisenbahngesellschaften in Deutschland und Frankreich andere Wege, um klimafreundlicher zu werden. So setzen sie zunehmend auf neue Antriebssysteme wie Wasserstoff- oder Batteriezüge. Diese sollen in Zukunft diejenigen Züge im Regionalverkehr ersetzen, die noch immer mit Dieselloks betrieben werden.

Neben bereits existierenden Antriebssystemen wird auch an neuen geforscht: So laufen in Frankreich Tests mit Antriebssystemen, die mit Rapsöl betrieben werden, in Deutschland wird sogenannter „blue-diesel“ erforscht. Dieser Kraftstoff besteht zu 33 Prozent aus umgewandelten biologischen Rest- und Abfallstoffen wie Altspeiseölen.

Auch abseits der Schiene wird Energie gebraucht

Der Strom für den Bahnverkehr macht – bei allen Bemühungen – nur rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs der Eisenbahnbetriebe aus, den Rest verbrauchen Bahnhöfe, Büros und sonstige Liegenschaften. Hinzu kommt bei der DB, dass die Logistiksparte Schenker auch Dieselloks, LKW, Flugzeuge und Schiffe einsetzt. Doch auch hier gibt es zumindest ein Ziel: Bis zum Jahr 2030 will der Konzern seinen CO2-Ausstoß weltweit um 50 Prozent reduzieren und bis 2050 zu einem komplett klimaneutralen Unternehmen werden.

Roman Rühle, DB Sprecher Umwelt, erklärt in einem kurzen Interview, wie die Bahn klimafreundlicher werden will.

Woher wird die DB in Zukunft ihren grünen Strom beziehen?

Roman Rühle

Schon heute ist die Deutsche Bahn der größte Ökostromverbraucher in Deutschland. ICE-, IC- und EC-Züge innerhalb Deutschlands fahren mit 100 Prozent Ökostrom. Die benötigte Strommenge beschafft die Bahn aus einem breiten Ökostrom-Portfolio, zum Beispiel aus Wasserkraftwerken. Darüber hinaus werden Herkunftsnachweise aus verschiedensten Quellen in Deutschland und Europa eingesetzt. Für die Zukunft ist auch der Einsatz von Wind- und Sonnenenergie vermehrt geplant.

Welche Rolle werden PPAs dabei spielen?

Roman Rühle

PPAs sind ein etabliertes Instrument. Zusammen mit dem Photovoltaik-Projektentwickler Enerparc hat die Deutsche Bahn erst kürzlich einen Vertrag zur Errichtung einer 70 Fußballfelder großen Solaranlage im schleswig-holsteinischen Wasbek unterzeichnet. Die Bahn wird ihren Ökostrom künftig erstmals direkt in das deutsche Bahnstromnetz einspeisen.

Was wird mit den noch nicht elektrifizierten Eisenbahnstrecken passieren? Was werden Sie hier in der Zukunft unternehmen, um klimafreundlicher zu werden?

Roman Rühle

Für bisher nicht elektrifizierte Strecken werden bundesweit verschiedene Modelle und Ansätze ergebnisoffen diskutiert. Aufgabenträger, Politik, Wirtschaft, Industrie, Interessenverbände sowie die Deutsche Bahn sehen ein breites Spektrum an Lösungsansätzen für solche Strecken – dazu gehören auch alternative Kraftstoffe beziehungsweise andere Antriebssysteme als Alternative oder Ergänzung zur klassischen Oberleitung. An der technischen Entwicklung und Erprobung ist die DB bereits vielfach beteiligt.

Bildnachweis: footageclips, shutterstock.com

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