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Serie Wirtschaft & Erneuerbare Energiehandel Klimaschutz
Grüner Strom für Google, Facebook und Co.
Ihre Rechenzentren verbrauchen viel Strom – Internetkonzerne haben sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt

Unser modernes Leben braucht immer mehr Energie. Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie die Digitalisierung lassen den Energiebedarf weiter ansteigen. Dabei müssen die Emissionen von Treibhausgasen global sinken, um die Klimaerwärmung einzudämmen. Wie lässt sich dieser Widerspruch lösen? In der Serie „Wirtschaft & Erneuerbare“ stellt der en:former Unternehmen vor, die trotz Wachstum klimafreundlicher werden wollen. Im ersten Teil geht es um die ambitionierten Anstrengungen von großen Digitalkonzernen.

YouTube, Instagram oder Spotify sind längst zu unserem Alltag geworden, nahezu rund um die Uhr ist unsere heutige Gesellschaft online. Das verbraucht Unmengen von Strom, wie das US-amerikanische Magazin Fortune in einem anschaulichen Beispiel zeigt: Mehr als fünf Milliarden mal wurde der Sommerhit „Despacito“ angeklickt und angehört. Dabei wurde so viel Strom benötigt, wie 40.000 US-Haushalte verbrauchen – und zwar in einem ganzen Jahr.

Grund für solch gewaltigen Energiebedarf sind die riesigen Datenmengen, die in den Rechenzentren von Internetkonzernen wie Google oder Facebook verarbeitet werden. Für rund zwei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs sind laut Fortune die Rechenzentren verantwortlich, über die sämtliche Suchanfragen, Mailverkehr, Streaming-Dienste oder Cloud-Anwendungen laufen. Mit der sich intensivierenden Digitalisierung könnte dieser Wert bis zum Jahr 2030 auf acht Prozent steigen.

Allein Google verbrauchte im Jahr 2015 mit 5,7 Terawattstunden (TWh) so viel Strom wie die Stadt San Francisco. Trotz – oder gerade wegen – dieses enormen Bedarfs haben sich die Unternehmen ambitionierte Ziele in Sachen Klimaschutz gesetzt. Doch wie können sie ihre Treibhausgas-Emissionen senken?

Ambitionierte Ziele

Amazon beispielsweise hat im September dieses Jahres gemeinsam mit Partnern das Projekt „The Climate Pledge“ (zu Deutsch: „Das Klimaversprechen“) ins Leben gerufen. Alle Unterzeichner verpflichten sich, das Pariser Klimaabkommen zehn Jahre früher, also bereits im Jahr 2040, umzusetzen und somit klimaneutral zu werden. Neben dem Stromverbrauch rechnet Amazon in seine CO2-Bilanz unter anderem auch die Emissionen aus dem Versand von Paketen und aus dem Verpackungsmaterial mit ein. Das Unternehmen möchte zudem bis zum Jahr 2024 80 Prozent seiner Unternehmenstätigkeiten mit regenerativen Energien betreiben, im Jahr 2030 sollen es 100 Prozent sein.

Die Ziele von Facebook sind noch weitaus ambitionierter: Das Unternehmen plant, im Verlauf des kommenden Jahres Dreiviertel seiner Emissionen im Vergleich zum Jahr 2017 zu reduzieren und zu 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren zu nutzen. Laut der unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsberichte von Apple und Google sind beide Facebook darin leicht voraus: Sie beziehen schon heute ihren gesamten Strombedarf aus regenerativen Energiequellen. Und schon seit 2007 wirbt Google damit, klimaneutral zu sein.

Google investiert zu diesem Zweck in Klimaschutzprojekte und erhält im Gegenzug Zertifikate über die vermiedene Menge an Treibhausgasen. Das eingesparte CO2 wird letztlich mit den tatsächlichen Emissionen von Google verrechnet. Langfristig plant das Unternehmen die Menge an zugekauften Zertifikaten zu verringern, indem es energieeffizienter wird und seinen Energiebedarf komplett mit Erneuerbaren deckt. Schon jetzt ist Google der weltweit größte Abnehmer von regenerativ erzeugtem Strom.

Internetkonzerne als Stromerzeuger

Es gibt verschiedene Wege, wie sich die IT-Unternehmen so große Mengen Strom aus regenerativen Quellen beschaffen können. Eine Möglichkeit ist es, selbst Strom zu erzeugen. Amazon hat zum Beispiel auf 51 Dächern seiner weltweiten Distributions- und Sortierzentren Solaranlagen installiert. Insgesamt verfügt das Unternehmen über mehr als 60 Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien. Dazu gehören ein Windpark in Cork, Irland, mit einer Leistung von 23,2 Megawatt, und eine im Bau befindliche Solarfarm in Virginia, USA, mit 45 Megawatt. Alle Projekte zusammen werden nach Fertigstellung voraussichtlich mehr als 3,9 Millionen Megawattstunden (MWh) Strom im Jahr liefern.

Auch Apple investiert in Erzeugungsanlagen wie Solaranlagen, Biogas-Brennstoffzellen und Wasserkraftwerke – insgesamt verfügt das Unternehmen über Kapazitäten von rund 600 Megawatt (MW). Der neue Hauptsitz von Apple in Cupertino südlich von San Francisco wird beispielsweise von einer 17-Megawatt-Solaranlage auf dem Dach und Vier-Megawatt-Biogas-Brennstoffzellen versorgt. Ein weiteres Beispiel: Ein Rechenzentrum in Maiden, North Carolina, wird durch drei Solaranlagen sowie eine Biogas-Brennstoffzelle mit einer Gesamtleistung von 68 MW versorgt.

Apple investierte in Maiden in die größte private Solaranlage der USA

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Mit PPAs den Ausbau fördern

Trotz des Baus eigener Anlagen reicht die erzeugte Strommenge bei Weitem nicht aus, den gesamten Strombedarf zu decken. Den restlichen Strom müssen die Unternehmen zukaufen. Sie nutzen dafür häufig langfristige Stromlieferverträge mit Anlagenbetreibern, sogenannte Power Purchase Agreements (PPA). Mit PPAs sichern sich Unternehmen die erzeugte Menge eines Wind- oder Solarparks über einen längeren Zeitraum. Der Vorteil für das Unternehmen ist – neben einer verbesserten Ökobilanz –, dass es mit einem im Vertrag vereinbarten Strompreis kalkulieren kann. Der Energieerzeuger erhält durch PPAs finanzielle Sicherheit, um den Bau der Anlage zu finanzieren oder in neue Energieprojekte zu investieren.

Ein gutes Beispiel dafür, wie Internetkonzerne PPAs nutzen, ist erneut Google. Das Unternehmen hat sich zwei Vorsätze für den Zukauf grünen Stroms gesetzt: Zum einen soll er dazu beitragen, dass mehr regenerativer Strom erzeugt wird. Zum anderen versuche Google mit seinen Investitionen einen – wie es heißt – größtmöglichen positiven Einfluss auf die Energiebranche zu nehmen. Deshalb schließt Google laut eigenen Angaben PPAs nur mit Stromversorgern ab, die in den Bau neuer Erzeugungsanlagen investieren. Zudem muss sich die Anlage im selben Stromnetz befinden wie das Rechenzentrum, das versorgt werden soll.

Google nutzt in Chile ein PPA für sein Rechenzentrum in Quilicura:

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Dabei ist es wichtig zu betonen, dass das Rechenzentrum nicht direkt von der Anlage versorgt wird, sondern an das örtliche Stromnetz angeschlossen ist – die Versorgung der Server und Rechner ist also von dem aktuellen Strommix abhängig. Der in der Anlage erzeugte Strom wird stattdessen in das Stromnetz geleitet und von Google zu Marktpreisen verkauft. Da diese Preise meist niedriger liegen – wenn beispielsweise viel Wind weht – als die im PPA vereinbart, nimmt Google höhere Kosten in Kauf.

Die „Renewable Energy Credits“ (RECs) Zertifikate, mit dem ein Unternehmen den Kauf des grünen Stroms nachweisen kann, verkauft Google nicht weiter – so vermeidet der Konzern, dass sich andere Konsumenten den Kauf des grünen Stroms zuschreiben können. Wenn der jährliche Strombedarf der erzeugten Strommenge der Ökostromanlage entspricht, gilt der Betrieb des Rechenzentrums als klimaneutral.

In unserer zunehmend digitalisierten Gesellschaft werden die Rechenzentren der Internetkonzerne immer größer. Um dem wachsenden Strombedarf klimafreundlich zu decken, sind PPAs also ein wichtiges Instrument für Unternehmen.

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