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Stromkabel zwischen Marokko und Großbritannien geplant
Verbindung weit entfernter Länder könnte Versorgungssicherheit mit Erneuerbaren Energien erhöhen

Lange Transportwege sind normalerweise keine gute Nachricht. Zumindest dann nicht, wenn es um ein Konsumprodukt geht, das eine große Anzahl an Kilometern zurückgelegt hat, bevor es im Ladenregal landet. Bei Strom ist das anders. Denn er kann sauber erzeugt werden und dank Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabeln (HGÜ) über Hunderte, wenn nicht Tausende, von Kilometern transportiert werden. So kann grüner Strom aus Ländern mit vielen erneuerbaren Energieressourcen in Gebiete mit hoher Nachfrage wie Europa gebracht werden. Und das wiederum schafft auf beiden Seiten Arbeitsplätze für die Energiewende.

Darüber hinaus würde dieses Vorhaben die Verbindung von zwei Ländern mit umgekehrt proportionalen Wettersystemen ermöglichen. Die Folge: Die Versorgungssicherheit durch Erneuerbare Energiequellen mit variablen, aber sich überschneidenden Erzeugungsprofilen steigt

Stromversorgungsprojekt Marokko-Großbritannien

Dies ist eine der zentralen Ideen hinter einem Stromversorgungsprojekt zwischen Marokko und dem Vereinigten Königreich. Dabei soll ein Unterwasser-Stromübertragungskabel zwischen den beiden Ländern verlegt werden. Mit einer Länge von 3.800 Kilometern wäre es das bisher längste Überland Hochspannungs-Gleichstrom-Kabel (HVDC). Insgesamt vier einzelne Kabel – jedes mit einer Länge 3.800 Kilometern – würden zwei 1,8-Gigawatt-Verbindungsleitungen mit einer Gesamtkapazität von 3,6 Gigawatt (GW) bilden.

Aktuell ist der North Sea Link mit einer Länge von 724 Kilometern das längste Unterwasserstromkabel der Welt. Er wurde im Oktober 2021 in Betrieb genommen. Das Seekabel leitet Strom, der aus Wasserkraft gewonnen wurde, von Norwegen in das Vereinigte Königreich. Umgekehrt kann auf diese Weise überschüssige Windenergie von der Insel nach Norwegen geliefert werden.

Die Länge eines HGÜ-Kabels ist technisch nicht begrenzt, auch wenn die Leistungsverluste bei größeren Entfernungen zunehmen.

Technisch ist die Länge eines HGÜ-Kabels nicht begrenzt. Allerdings nehmen die Übertragungsverluste bei größeren Entfernungen zu: Bei HGÜ-Systemen gehen pro 1.000 km etwa drei Prozent der übertragenen Leistung verloren. Außerdem gehen etwa 0,7 bis ein Prozent in den sogenannten Wechselstrom-Umrichtern verloren, die an beiden Enden angebracht sind, um den Strom von Wechselstrom in Gleichstrom und wieder zurück in Wechselstrom für die Nutzung in den nationalen Stromnetzen umzuwandeln.

Dennoch sind HGÜ-Systeme in der Lage, große Strommengen kostengünstig über weite Entfernungen zu transportieren. Aufgrund des Puffers, der von den Umrichtern geschaffen wird, können sie dabei zwei nicht synchronisierte Stromnetze miteinander verbinden. Das trägt gleichzeitig zur Stabilisierung der Netze bei.

Die nun vorgeschlagene Kabeltrasse soll in flachen Gewässern entlang der Küste Nordmarokkos, Portugals und Nordspaniens verlaufen, bevor sie den Golf von Biskaya überquert und schließlich in Südengland endet.

Das in Großbritannien ansässige Unternehmen XLinks steht hinter dem marokkanisch-britischen Stromprojekt und plant, dort auch Spannungsquellenwandler einzusetzen. Das Unternehmen hat deshalb mit dem britischen Netzbetreiber National Grid ESO eine Vereinbarung über zwei 1,8-GW-Anschlüsse an das britische Netz in Alverdiscott in Devon geschlossen. Die Verbindungsleitung wäre eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, die ausschließlich für die Versorgung des Vereinigten Königreichs bestimmt ist.

Das Kabel mit Strom versorgen

Doch die großen Kabel brauchen auch eine große Energiequelle: Sie sollen eine Kombination aus Wind- und Solarenergie transportieren. Dabei würden sie sowohl von der hohen Sonneneinstrahlung in Marokko als auch von den Passatwinden, die das ganze Jahr über sehr konstant wehen, profitieren. Insgesamt plant XLinks mit einer Kapazität von 10,5 GW an Erneuerbaren Energien. Das entspricht fast dem Fünffachen der Ende 2020 in Marokko installierten Wind- und Solarenergiemenge.

Der Solar- und Windpark, der dafür geplant ist, soll 1.500 Quadratkilometer in der marokkanischen Region Guelmim Oued Noun umfassen. Davon sind 200 Quadratkilometer für Sonnenkollektoren vorgesehen. Es wird erwartet, dass diese von Januar bis März fünfmal so viel Strom erzeugen, als wenn sie im Vereinigten Königreich aufgestellt wären. Und noch mehr spricht für den Standort: Marokko liegt südlich von Portugal, das bis vor kurzem den Rekord für das preisgünstigste Solarstromangebot der Welt hielt.

Es gibt also gute Gründe für die Annahme, dass eine so groß angelegte Entwicklung sehr kostengünstigen Strom liefern wird. Darüber hinaus zeigt die jüngste Energiekostenanalyse der Lazard Bank, die im Oktober veröffentlicht wurde, dass das marokkanisch-britische Stromerzeugungsprojekt auf die beiden derzeit eindeutig günstigsten Stromerzeugungsquellen zurückgreifen würde: Onshore-Wind und Solarenergie.

Die Erzeugungskapazität soll außerdem durch einen riesigen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 20 Gigawattstunden und einer Leistung von fünf GW unterstützt werden. Er soll hauptsächlich aus Lithium-Ionen-Batterien bestehen und Schwankungen in der Solar- und Windenergieerzeugung ausgleichen. So wäre die Bereitstellung von Strom für mehr als 20 Stunden pro Tag möglich – die Kapazität der Unterseekabel könnte effizient genutzt werden.

Den Projektentwicklern zufolge könnte das gesamte Projekt bis zum Ende des Jahrzehnts in Betrieb genommen werden – also rechtzeitig, um einen wesentlichen Beitrag zu den Klimazielen des Vereinigten Königreichs für 2030 zu leisten. Und eines scheint sicher: dass dieses Stromkabel für einige Zeit den Titel des längsten Unterwasserstromkabels der Welt tragen wird.

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