Modell von einem Zug auf Solarschienen
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Solarstrom vom Bahngleis
Ein britisches Unternehmen hat im Erzgebirge PV-Module zwischen Bahnschienen verlegt. Wie groß ist das Potenzial?
  • Das deutsche Schienennetz bietet Platz für knapp vier Gigawatt Leistung
  • Das britische Unternehmen Bankset testet die Technologie bereits im Erzgebirge
  • PV-Module auf Bahngleisen mindern Flächenverbrauch

Freie Flächen sind knapp – erst recht in dicht besiedelten Regionen wie Mitteleuropa. Umso besser, wenn sie doppelt genutzt werden können. Zu diesen Flächen gehört der Platz zwischen Bahnschienen. Das britische Unternehmen Bankset Energy will diesen ausgiebig nutzen, um Solarstrom zu generieren.

Bahngleise – die ideale PV-Fläche?

Die Logik hinter der Idee klingt bestechend: Bahngleise sind ohnehin teilversiegelte Flächen, auf denen Solaranlagen mit keiner anderen Nutzung konkurrieren. Dies unterscheidet Bahngleis-PV insbesondere von Freiflächenanlagen, deren Standorte zum Beispiel auch als Landwirtschafts- oder Naherholungsfläche genutzt werden könnten.

Kritiker wenden jedoch ein, dass die Solarmodule Wartungsarbeiten an den Gleisen behindern oder dabei beschädigt werden könnten, dass Spiegelungen des Sonnenlichts den Zugverkehr gefährden oder dass die PV-Zellen übermäßig verdreckt und dadurch ineffizienter werden könnten.

Entwickler wollen an alles gedacht haben

All das wollen die Entwickler von Bankset Energy bereits bedacht haben. Das britische Unternehmen versteht sich als Pionier der Idee und ist laut eigenen Aussagen das erste und bisher einzige Unternehmen, das zwischen Bahnschienen Solarstrom produziert.

Wartungsarbeiten an Schienen und Gleisbett würden nicht signifikant erschwert, da die Solarpanele der Größe der Bahnschwellen entsprächen, teilt eine Bankset-Sprecher dem en:former mit.

Er räumt zwar ein, dass die Verschattung der Solarzellen etwa durch Staub oder Schnee tatsächlich zunächst etwas stärker ausfallen könne, da Schmutz bei den waagerecht montierten Modulen nicht so einfach von Regen fortgespült werde wie bei schräg installierten Paneelen. Allerdings sei die aktive Reinigung mit Spezialfahrzeugen wesentlich kosteneffizienter zu bewerkstelligen als bei den meisten Aufdach- oder Freilandanlagen, so die Einschätzung des Unternehmens.

Britisches Unternehmen testet bereits in Deutschland

Auch Reflexionen seien kein Problem, da die Zellen mit einer nicht-reflektierenden Beschichtung überzogen seien. Ohnehin, so der Sprecher, gehe es derzeit nicht darum, vielbefahrene Hochgeschwindigkeitstrassen mit Solarmodulen zu bestücken: „80 Prozent des Schienennetzes der Deutschen Bahn sind Nebenstrecken oder Gleisenden, die höchstens einmal pro Tag befahren werden und das meist mit niedrigen Geschwindigkeiten.“

Genau auf solchen Strecken erprobt das Unternehmen die Technologie seit einiger Zeit: „Die Bankset Energy Group erprobt auf dem DB-Testfeld bei der Erzgebirgsbahn Solarmodule auf Bahnschwellen“, bestätigt ein Bahnsprecher. Laut Bankset hat das Unternehmen in Deutschland bisher 200 Gleiskilometer mit Solarmodulen bestückt, die rund 20 Megawatt (MW) Strom ins deutsche Netz speisen können.

Zum Vergleich: Laut Bundesverband Solarwirtschaft lag die durchschnittliche Leistung der PV-Freiflächen-Anlagen (mit mehr als 0,75 MW Peakleistung), die zwischen 2019 und 2021 neu gemeldet wurden, bei 5 MWp.

Wird das Schienennetz zum Megawatt-Solarpark?

Derzeit verfügt Deutschland laut dem Verein „Allianz pro Schiene“ über ein aktives Eisenbahnnetz von 38.600 Kilometern. Kurz- bis mittelfristig könnte Bankset nach eigenen Angaben etwa die Hälfte des Streckennetzes mit PV-Modulen ausstatten: „Wir schätzen, dass in Deutschland rund 20.000 Kilometer unmittelbar geeignet wären“, so der Unternehmenssprecher. Darauf könnten also 2.000 MWp installiert werden.

Um den Ökostrom im Bahnnetz kontinuierlich zu erhöhen, hat die DB Ende April eine 40 Hektar große PV-Anlage in Schleswig-Holstein in Betrieb genommen, die bis zu 42 MW direkt Strom in das DB-Netz einspeist. Bis 2040 will der Konzern klimaneutral werden.

Potenzial außerhalb der Bundesrepublik

Interessant dürfte die Technologie insbesondere für dichtbesiedelte Länder mit großem Eisenbahnnetz sein. Dazu gehören neben China und Indien auch viele europäische Staaten. Das Eisenbahnnetz aller EU-Staaten ist mehr als 230.000 Kilometer lang.

Noch dichter ist das Schienennetz der Schweiz mit seinen mehr als 5.000 Kilometern. Zudem haben die Eidgenossen gerade erst eine Pflicht zur solarenergetischen Nutzung öffentlicher Liegenschaften erlassen. Ob Eisenbahnschwellen zu den „geeigneten Infrastrukturoberflächen“ im Sinne des Gesetzes zählen,  ist noch nicht geklärt.

Die Nutzung der Schieneninfrastruktur zur Solarstrom-Produktion ist auch Gegenstand einer Potenzialstudie, die der TÜV-Rheinland derzeit im Auftrag des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung (DZSF) durchführt. Darin geht es sowohl um „fahrwegintegrierte PV-Module im Gleisbett“, als auch um PV-Module, die an oder in Lärmschutzwänden installiert werden. Die Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte 2023 veröffentlicht werden.

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