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Europa will selbst Batteriespeicher herstellen
Bisher kommen Lithium-Ionen-Akkus aus Asien und Amerika. Bald soll es auch große Batterien aus Europa geben

Die größte Batteriezellenfabrik der Welt steht in Nevada, sie heißt „Gigafactory 1“ und gehört Tesla. In Zusammenarbeit mit dem japanischen Elektronikkonzern Panasonic kann der US-Autobauer dort laut „Benchmark Mineral Intelligence“ (BMI) jährlich Batterien mit einer Speicherkapazität von 22 Gigawattstunden (GWh) produzieren. Später einmal sollen es 50 GWh sein.

Ein Ranking der größten Batterieproduzenten weltweit hat der Marktforschungsdienst BMI erstellt, der auf die Wertschöpfungskette von Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) spezialisiert ist. Demnach liegen fast gleichauf mit dem Tesla-Werk zwei Produktionsstätten von LG Chem und CATL in China mit je 20 GWh und ein drittes mit etwa 18 GWh. Auf Platz fünf folgt mit 15 GWh eine Fabrik des weltgrößten Li-Ion-Akku-Produzenten LG Chem in: Polen!

Top 5 der weltweiten Megafabriken von Lithium-Ionen-Akkus

Gesamtproduktion der Speicherkapazität in GWh pro Jahr (Quelle: Benchmark Mineral Intelligence).

In der Nähe von Breslau hat der koreanische Weltmarktführer im vergangenen Jahr die erste große Akku-Fabrik des Kontinents eröffnet. Für europäische Politiker ist das lediglich der Anfang: „Allein um den Bedarf der EU zu decken, bedarf es mindestens 10 bis 20 ’Gigafactories‘“, heißt es bei der EU-Kommission. Deshalb soll der Aufbau einer europäischen Batteriezellen-Produktion mit Hunderten Millionen von Euro subventioniert werden.

Deutschland fördert Batteriestandorte mit einer Milliarde

Allein die deutsche Bundesregierung stellt ein Fördervolumen von einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2022 in Aussicht. Am 18. März gab Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bekannt, dass sich mehr als 30 Unternehmen und Konsortien aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette beworben hätten. Darunter seien auch Bewerbungen mit französischer und polnischer Beteiligung. In einer gemeinsamen Absichtserklärung betonen Altmaier und seine polnische Amtskollegin Jadwiga Emilewicz (Ministerin für Unternehmertum und Technologie) die Bedeutung der Batterieentwicklung. Mit Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte Altmaier sich im Dezember 2018 auf Kooperationen in dem Bereich verständigt. Paris will seinerseits eine Anschubhilfe in Höhe von 700 Millionen Euro leisten.

Die Europäische Kommission unterstützt verschiedene Projekte ihrer „European Battery Alliance“ (EBA) und stellt Forschungsgelder in einer Höhe von knapp 200 Millionen Euro bereit. Hinzu kommen Finanzierungshilfen für den Aufbau von Produktionsstätten. Ende 2017 aus der Taufe gehoben, zählt die EBA mittlerweile mehr als 250 private und öffentliche Mitglieder – vom Rohstoffabbau über die Fertigung der Zellen bis zu ihrem Recycling. Neben Europäern sind auch Netzwerkpartner aus Nordamerika, Australien, Taiwan und Japan dabei.

Automobilbranche treibt die europäische Batterieproduktion an

Bisher kennt man kleine Lithium-Ionen-Akkus vor allem aus Handys, Handstaubsaugern und vielleicht Pedelecs. Die Technologie soll in Form riesiger Batteriespeicher aber auch zunehmend die Stromnetze stabilisieren und den volatil erzeugten Strom aus den Erneuerbaren Energieträgern Wind und Sonne konstant verfügbar machen. In erster Linie sollen Lithium-Ionen-Akkus aber eine wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen mit Strom versorgen.

Eine hiesige Batterieproduktion ist daher vor allem für die europäische Autoindustrie von großer Bedeutung. Von BMW und Daimler über Jaguar, Renault und PSA bis Volvo und Volkswagen werden die Autobauer nicht müde, ihr Interesse an Batteriezellen aus Europa zu betonen.

Nachhaltigkeit als Markenkern

Der bisherige Platzhirsch LG Chem hat bereits im Januar 2019 Pläne bekannt gegeben, seine Produktionskapazitäten in Polen schon bald auszubauen. Die Rede ist von dann bis zu 70 GWh pro Jahr. Daimler investiert eine halbe Milliarde in eine zweite Batteriezellenfabrik an seinem E-Auto-Standort in Sachsen. BASF will bis zu 400 Millionen Euro in Fabriken für Batteriebauteile in Europa investieren, die Rohstoffe dafür sollen teilweise aus Finnland kommen. Der chinesische Akku-Riese CATL will offenbar eine Fabrik in Thüringen bauen.

Gleich mehrere Unternehmen kooperieren mit einem Newcomer am Markt: Die schwedische Northvolt wurde 2016 auf Initiative zweier ehemaliger Tesla-Manager mit dem Ziel gegründet, „die grünste Batterie der Welt“ zu bauen. Rohstoffe und Energie sollen dafür möglichst nachhaltig gewonnen werden. Unter anderem sind sowohl die Technologieriesen Siemens und ABB dabei, als auch die BMW-Gruppe mit ihren Marken BMW und Mini sowie seit neuestem: Volkswagen. Mittlerweile befinden sich nach Unternehmensangaben drei Produktionsstätten im Bau – zwei in Schweden und eine in der polnischen Hafenstadt Danzig. Die Europäische Entwicklungsbank EIB unterstützt Northvolt mit einem Kredit über 52,3 Millionen Euro.

Europa holt auf, aber langsam

Es sieht also so aus, als sei Europa in Sachen Lithium-Ionen-Akkus mittlerweile aufgewacht – zumal diese Bestandsaufnahme keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Allerdings wird das auch Zeit, will doch die EU die Elektromobilität deutlich voranbringen, um die Klimaziele zu erreichen: Im vergangenen Dezember einigten sich die EU-Staaten darauf, dass Fahrzeughersteller die CO2-Emissionen ihrer PKW-Flotten bis 2030 um 37,5 Prozent senken müssen. Bei leichten Nutzfahrzeugen sollen sie um 31 Prozent sinken. Die Kommission schätzt das Volumen des Batteriemarktes ab dem Jahr 2025 auf etwa 250 Milliarden Euro jährlich. Ein Großteil der Wertschöpfung soll in Europa realisiert werden.

Kontinente im Wettlauf: Jährliche Produktion von Batterien in Asien, China, Europa und Nordamerika

Gesamtproduktion der Speicherkapazität in GWh pro Jahr (Quelle: Visual Capitalist/Benchmark Mineral Intelligence).

Wie gut das gelingt, wird davon abhängen, wie schnell und in welchem Umfang Elektroautos gebaut werden. Und wie groß der Bedarf für andere Anwendungen ist. Denn bisher ist das globale Zentrum der Batterieproduktion unangefochten Asien. Die kanadische Nachrichtenagentur „Visual Capitalist“ hat auf Basis von BMI-Daten einen Marktanteil von 82 Prozent errechnet, von dem wiederum Dreiviertel auf China entfallen. Gerade einmal neun Prozent der weltweiten Li-Ion-Speicherkapazität wird demnach in Europa produziert. Nach Prognosen von Brancheninsidern dürfte sich dieses Bild so schnell nicht ändern.

Bildnachweis: Immersion Imagery, shutterstock.com

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