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Green Bonds: So finanziert sich die Energiewende
Die EU will nachhaltige Anleihen zertifizieren, das Vereinigte Königreich will selbst welche auflegen

Mit dem European Green Deal hat sich die EU das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 der erste komplett klimaneutrale Staatenbund zu werden. Um das zu erreichen, sind tiefgreifende Veränderungen in allen Sektoren notwendig. Dazu muss auch der Finanzbereich beitragen – und zwar durch Finanzierungsmodellen für anstehende Investitionen in den unterschiedlichen Sektoren. Denn nur wenn Unternehmen in mehr Nachhaltigkeit investieren, können die EU-Staaten ihre Treibhausgasemissionen soweit reduzieren, dass die Netto-Null erreichbar wird. In unserer en:former-Serie „Sustainable Finance“ werfen wir einen Blick auf die Pläne der Europäischen Kommission für den Finanzmarkt, die Möglichkeiten nachhaltiger Investments sowie den Trend „Green Banking“.

Im November hat die britische Regierung angekündigt, sie werde ab 2021 Green Bonds ausgeben. Damit liegt 10 Downing Street voll im Trend. Insgesamt haben bereits 16 Länder solche Grünen Anleihen ausgeben, zuletzt Deutschland und Schweden.

In ihrem Report World Energy Investment 2019 schreibt die Internationale Energieagentur (IEA), deutlich höhere Investitionen in den Energiesektor und eine erhebliche Reallokation von Kapital seien nötig, um die Emissionsziele zu erreichen. Grüne Anleihen sind ein Mittel genau diesen Finanzierungsbedarf zu decken.

Was sind Bonds?

Anleihen sind Schuldverschreibungen, die Staaten, Organisationen und Unternehmen Fremdkapital ausgeben, um Fremdkapital aufzunehmen. Bei Ausgabe erhalten sie den Nennwert, der für gewöhnlich zu einem festen Satz verzinst und zu einem festgelegten Fälligkeitsdatum zurückgezahlt wird. Ein Green Bond ist dementsprechend eine Anleihe, die ausgegeben wird, um Aktivitäten zu finanzieren, die in irgendeiner Weise der Umwelt oder dem Klima zugutekommen. Wie solche Aktivitäten auszusehen haben, um sich „grün“ nennen zu dürfen, ist durchaus umstritten.

Manche Regierungen fördern Grüne Anleihen, indem sie zum Beispiel Steuervorteile auf die Kapitalerträge gewähren. Investmentfonds und anderen institutionellen Anlegern dienen sie aber auch, um ihr Engagement in Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Grüne Fonds erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit auch bei Privatanlegern.

Im Jahr 2014 hat der internationale Branchenverband ICMA (International Capital Markets Association) freiwillige Richtlinien für Grüne Anleihen (Green Bond Principles) eingeführt. Demnach dürfen die Erlöse aus der Emission Grüner Bonds ausschließlich für entsprechende nachhaltige Aktivitäten genutzt werden. Dafür muss das Management Sorge und jährlich berichten. Solche Aktivitäten sollen einen klaren Nutzen für die Umwelt haben, der beurteilt und – wenn möglich – berechnet werden soll. Ein Projekt, dass mit Green Bonds finanziert wird sollte den Richtlinien nach mindestens einem von fünf Zwecken dienen: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, den Schutz natürlicher Ressourcen, die Bewahrung der Biodiversität oder Umweltschutz. Verwandt mit Green Bonds sind Nachhaltigkeits-Anleihen, die Umweltaktivitäten mit sozialen Zielen verbinden.

Der Markt wächst seit 2013

Seit den Anfängen im Jahr 2013 ist der Markt für Green Bonds auf eine ansehnliche Größe gewachsen. Nach Zahlen der Non-Profit-Organisation Climate Bond Initiative (CBI) sammelten Emittenten bis 2018 mit Grünen Anleihen 580 Milliarden US-Dollar ein. Allein im Jahr 2019 wurden Green Bonds mit einem Nennwert von insgesamt 265 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Im ersten Halbjahr 2020 stammte erstmals mehr als die Hälfte der neu ausgegebenen Grünen Anleihen aus Europa.

Außer in Lateinamerika wurden jedoch auf der ganzen Welt weniger Green Bonds ausgegeben als zuletzt. Dafür wurden mehr andere nachhaltige Anleihen aufgelegt – vor allem, um die Folgen der Covid-19-Pandemie zu lindern.

Grün ist nicht gleich grün

Die CBI zertifiziert Anleihen auf Wunsch der Emittenten nach einem eigenen Standard, den nach CBI-Angaben nur solche Projekte einhalten können, die eindeutig mit dem Zwei-Grad-Ziel nach dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind. Bonds, mit deren Erlösen zum Beispiel alte Kohlekraftwerke effizienter gemacht werden sollen, können demnach kein CBI-Zertifikat erhalten.

Tatsächlich werden solche Anleihen laut CBI gar nicht so selten als „grün“ angepriesen. Bis Anfang Dezember seien im Jahr 2020 insgesamt gut 320 Milliarden US-Dollar über Anleihen mit dem Label „grün“ aufgenommen worden. Davon hätten Bonds im Wert von 50 Milliarden Euro das CBI-Zertifikat getragen. Mehr als die Hälfte habe auch ohne Zertifikat den CBI-Standards entsprochen. Fast ein Drittel aber hätten die CBI-Kriterien nicht erfüllten.

EU-eigener Standard

Beim Europäischen Aufbaufonds der EU rechnet man mit bedeutenden Erlösen aus den Emissionen Grüner Anleihen für Investitionen in die Energiewende. Um sicherzustellen, dass solche Anleihen wirklich grün sind, entwickelt die EU ihren eigenen Green Bond Standard (GBS) als Teil des European Green Deal Investments Plan. Auch die britische Regierung ist dabei, ein solches System zu etablieren.

Der GBS ist geknüpft an die EU-Taxonomie-Verordnung, die ein generelles Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten vorsieht. Um als nachhaltig zu gelten, muss ein Projekt substanziell zu einem der sechs in der Verordnung formulierten Ziele beitragen, keines der anderen Ziele verletzen, bestimmten Sicherheitsanforderungen entsprechen und technische Überwachungskriterien erfüllen.

Die sechs Ziele sind: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme.

Bildnachweis: shutterstock.com, Ekaterina Kondratova

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