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ICIS-Studie: Schneller Kohleausstieg treibt Strompreis in die Höhe
Die Kosten am Spotmarkt könnten bis 2030 um ein Viertel ansteigen, Deutschland wäre auf Importe angewiesen.

Kohlekraftwerke leisten in Deutschland rund 40 Prozent der jährlichen Stromproduktion. Werden viele von ihnen in den kommenden Jahren abgeschaltet, steigt der Strompreis. Zu diesem Ergebnis kommt die kürzlich vorgestellte Studie des Preisinformationsdienstes ICIS. Die Strommarktexperten des Dienstes haben mehrere Ausstiegsszenarien entworfen: Bei der Variante eines schnellen Ausstiegs prognostizieren sie für das Jahr 2030 rund 25 Prozent höhere Preise im Großhandel im Vergleich zu einem langsamen Ausstieg

Weitere Studie prognostiziert Preisanstieg bei schnellem Ausstieg

Es ist die zweite Studie innerhalb kurzer Zeit, die bei einem schnellen Rückgang der Kohleverstromung höhere Preise vorhersagt. Das Beratungsunternehmen Frontier Economics hatte in einer Analyse im Auftrag von RWE errechnet, dass ein politisch beschleunigter Ausstieg aus der Kohle bis 2030 bis zu vier Milliarden Euro zusätzlicher Kosten pro Jahr verursacht. Trotz unterschiedlicher Ausgestaltung der Szenarien kommen beide Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen.

Der international agierende Dienstleister ICIS – mit 600 Mitarbeitern in neun Ländern – liefert Preisinformationen, Nachrichten und Analysen zum Energiemarkt. Die Autoren der Studie sind Experten für den europäischen Strom- und Emissionshandel. Senior Analyst Stefan Feuchtinger von ICIS sagte im Gespräch mit „Tagesspiegel Background“, die Studie sei vollständig unabhängig entstanden: „Es gibt keinen Auftraggeber für die Untersuchung, sie ist aus eigener Initiative entstanden. Interessenslagen haben keine Rolle gespielt.“

Drei mögliche Ausstiegsszenarien

Szenario "langsamer Ausstieg"

Die Annahme bei einem „langsamen Ausstieg“ lautet, dass im Jahre 2030 noch 32 Gigawatt (GW) Kohlekapazität am Netz sind, zehn GW weniger als jetzt. Selbst in diesem Fall wird Deutschland im Jahr 2023 aufgrund fehlender Kapazitäten kurzzeitig zum Nettoimporteur. Der durchschnittliche deutsche Spot-Strompreis, also der Preis für kurzfristig lieferbaren Strom, steigt in dem Szenario bis 2023 auf einen Höchstwert von 57,30 Euro pro Megawattstunde (MWh), wobei der größte Preistreiber der CO2-Preis im Emissionshandel der Europäischen Union ist. Bis 2030 sinkt der Preis dann wieder auf 43,50 Euro pro MWh und fällt damit sogar unter das Niveau von 2018.

Moderates Szenario

Im „moderaten Szenario“ – laut Autoren die momentan wahrscheinlichste Variante – sinkt die Kapazität von Stein- und Braunkohle bis 2030 auf rund 19 GW, also ungefähr die Hälfte der momentan installierten Kapazitäten. Bereits 2022 wird Deutschland zum Stromimporteur und bleibt es bis 2024, da erhebliche Erzeugungskapazitäten von Braun- und Steinkohle in den kommenden fünf Jahren wegfallen. Die prognostizierten Preise sind im Jahr 2023 zwar kaum höher (58,10 Euro pro MWh) als bei zögerlicher Kohlestromreduktion, doch 2030 liegen sie mit knapp 50 Euro pro MWh deutlich über dem Szenario „langsamer Ausstieg“.

Szenario "schneller Ausstieg"

Im Szenario „schneller Ausstieg“ sinkt die Kapazität noch drastischer: um 72 Prozent bei der Braunkohle auf nur noch 5,6 GW sowie um 65 Prozent bei der Steinkohle auf dann 7,8 GW. Die Preise würden den Höchststand von 60,50 Euro pro MWh im Jahr 2024 erreichen. Zwar sinkt der CO2-Preis in dem Szenario, aber durch die Kapazitätsverknappung geht das Preisniveau insgesamt nach oben. Deutschland wird für drei Jahre, zwischen 2022 und 2025, zum Nettoimporteur. Während einiger Winterstunden muss dann mit sehr hohen Preissprüngen am Spotmarkt gerechnet werden. Der Spot-Strompreis 2030 ist in diesem Szenario MWh am höchsten: rund 50 Euro pro MWh.

Versorgungsengpässe führen zu hohen Preisen

Das Fazit der Studie: Bei einem schnellen Kohle-Ausstieg drohen Versorgungsengpässe, wenn eine hohe Stromnachfrage und geringe Erzeugung regenerativer Energien zusammenfallen. Zu bestimmten Stunden des Jahres, insbesondere in den Wintermonaten, kann das zu erheblichen Preisspitzen führen. Die Häufigkeit und Höhe dieser Spitzen nimmt im Laufe der Zeit zu, da die Stein- und Braunkohlenkapazitäten in diesem Szenario schnell reduziert werden.

Bildnachweis: © ICIS

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