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IEA: Unsicherheit für Energiesektor wächst wegen Covid-19
Pandemie lässt nicht nur Energienachfrage und Emissionen sinken – auch Möglichkeiten zu Energiewende-Investitionen gehen zurück

„Es ist noch zu früh, um abschätzen zu können, ob das Coronavirus ein Rückschlag für die globale nachhaltige Entwicklung oder ein Katalysator für weitreichende Veränderungen ist.“ So lautet das Fazit des neuen „World Energy Outlook 2020“ (WEO) der Internationalen Energieagentur (IEA).

Laut Schätzungen der Agentur wird die weltweite Energienachfrage demnach um fünf Prozent die energiebedingten CO₂-Emissionen um sieben Prozent und die globalen Energieinvestitionen in diesem Jahr um 18 Prozent sinken. Während der Bericht einerseits den strukturellen Rückgang des Kohleverbrauchs als positive Konsequenz der Pandemie hervorhebt, warnt er gleichzeitig davor, dass ein langsameres Wirtschaftswachstum keine Lösung für den fortschreitenden Klimawandel sei.

Wirtschaftliche Erholung      

Wie schnell sich die Weltwirtschaft von der Covid-19-Krise erholen kann, ist laut IEA weiter mit einem großen Fragezeichen versehen. Eine verlangsamte Rückkehr zu dem vor der Krise herrschenden Wirtschaftsniveau ziehe einerseits sinkende Emissionen nach sich, andererseits aber auch eine erhöhte Energiearmut und ein gleichzeitig in geringerem Maße verfügbares Kapitalvolumen zur Finanzierung der Energiewende.

Eine schnellere wirtschaftliche Erholung hingegen erhöhe das verfügbare Investitionskapital, verlangsame jedoch auch den erwarteten langfristigen Rückgang der Nachfrage nach fossilen Energieträgern. Während ein stärkeres Wirtschaftswachstum einen Strukturwandel im Energiesektor fördere, wäre eine schwächere wirtschaftliche Erholung für viele Länder mit mehr Emissionen verbunden, so die in Paris ansässige Energieagentur.

Aufschwung-Szenarien

In ihrer neuen Studie beschreibt die IEA detailliert verschiedene Szenarien, mit denen die durch das Coronavirus verursachten, wirtschaftlichen Folgeschäden aufgefangen und bis 2050 beziehungsweise 2070 nachhaltigere Gesellschaften geschaffen werden könnten.

In Szenario 1, dem sogenannten „Stated Policies Scenario“ (STEPS), würde die Pandemie im Jahr 2021 unter Kontrolle gebracht und die Energienachfrage sich bis Anfang 2023 wieder auf Vorkrisenniveau einpendeln. Zusätzlich dominierten Erneuerbare Energien und deckten 90 Prozent des erwartet starken Wachstums der Stromnachfrage – mit Solarenergie als neuem „König“ des Energiesektors. Zu guter Letzt falle der Anteil der globalen Kohleverstromung mit weniger als 20 Prozent auf einen in der modernen Geschichte historisch tiefen Wert.

Kapazität der Erneuerbaren nach STEPS-Szenario in 2040 (in GW)

Quelle: IEA

Beim Szenario der sogenannten „verzögerten Erholung“ (Delayed Recovery Scenario, DRS), würden zwar dieselben politischen Richtlinien verfolgt – das Virus würde aber erst 2023 unter Kontrolle gebracht werden und auch die Energienachfrage erst wieder 2025 das Niveau der Vorkrisenzeit erreichen. Und: Auch die Ölnachfrage sänke knapp unter die 100 Millionen b/d (barrels per day), vier Millionen b/d weniger als im vorherigen STEPS-Szenario.

Nichtsdestotrotz: Keines der beiden Szenarien stelle laut IEA einen „entscheidenden Einbruch der globalen CO₂-Emissionen“ dar.

Wege zur Nachhaltigkeit

„Radikale Maßnahmen“ – nicht mehr und nicht weniger fordert die Internationale Energieagentur zum Erreichen von zwei weiteren ambitionierten und vorgeschlagenen Szenarien: Das Szenario der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Scenario, SDS), das null Kohlenstoffemissionen bis 2070 zum Ziel hat, und das noch ambitioniertere Szenario von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 (NZE2050).

Um die ehrgeizigen Vorgaben beider Szenarien erreichen zu können, müsse der Kapazitätsausbau für Erneuerbare im Vergleich zu den STEPS- und DRS-Szenarien um ein Vielfaches an Dynamik und Schnelligkeit gewinnen. Denn: Das SDS-Szenario sieht vor, dass der Photovoltaik- (PV) und Windkraftanteil an der weltweiten Stromerzeugung von acht Prozent im Jahr 2019 auf fast 30 Prozent im Jahr 2030 steigen muss. Ein gutes Argument dafür liefern vor allem die dramatisch fallenden Kosten für Solarenergie – die heute laut IEA „günstigste Stromquelle aller Zeiten“.

Kapazität der Erneuerbaren nach SDS-Szenario in 2040 (in GW)

Quelle: IEA

Die Zukunft ist elektrisch

Bei aller durch die Pandemie verursachten Unsicherheit ist sich die IEA in einer Sache sicher: Der Stromanteil am Gesamtenergieverbrauch wird weiter steigen. Eine zunehmende Dekarbonisierung des Stromsektors würde dafür sorgen, dass weitentwickelte und ohnehin schon vom Strom abhängige Länder die grüne Energiequelle noch häufiger für Sektoren wie Verkehr, Wärme und langfristig auch zur Wasserstoffproduktion verwenden.

Das bedeutet konkret: Das Netz als Rückgrat des Stromsektors würde noch wichtiger werden. Je schneller die Energiewende voranschreite, desto größere Anforderungen werde der Netzausbau mit sich bringen. So warnt die IEA davor, dass unzureichende Investitionen das Netz zum schwachen Glied der Kette bei der Energiewende machen könnten.

Nachfrageentwicklung            

Eine essenziell wichtige Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Energiezukunft spielt laut dem WEO die Politik. Neu beschlossene Gesetze und Regelungen werden erheblichen Einfluss darauf haben, ob und wie sich die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und der Kapazitätsausbau erneuerbarer Energien entwickelt. Handeln die politisch Verantwortlichen nach den Vorgaben des vorgeschlagenen SDS-Szenarios, so würde die Ölnachfrage bis 2040 auf 66,2 Millionen b/d sinken – verglichen mit 104,1 Millionen b/d im Rahmen des STEPS-Szenarios.

Globale Öl-Nachfrage (in Mio. b/d)

Quelle: IEA

Auch die Erdgas-Nachfrage war und wird voraussichtlich auch in Zukunft widerstandsfähig sein. Das STEPS-Szenario sieht hier eine Steigerung von 4.026 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2019 auf 4.358 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2025 vor – 2040 läge dieser Wert schon bei 5.221 Milliarden Kubikmetern.

Das SDS-Szenario sieht die Nachfrage allerdings stark rückläufig und würde von 4.166 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2025 auf 3.554 Milliarden Kubikmeter in 2040 fallen. Auf mindestens einen gemeinsamen Nenner kommen jedoch alle Vorschläge: Wind und Solar erfahren in jedem Szenario ein rasantes Wachstum. So sieht das STEPS-Szenario die Windkapazität von 623 Gigawatt (GW) im Jahr 2019 auf 978 GW im Jahr 2025 expandieren – 2040 soll der Wert im SDS-Szenario schon bei 3.058 GW liegen. Ein ähnlich rasanter Anstieg wird auch der Photovoltaik prophezeit: STEPS sieht die Kapazität von 603 GW in 2019 auf 3.655 GW im Jahr 2040 ansteigen.

Bildnachweis: IEA

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