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Studie: EU muss unkonventionelle Wege beim Klimaschutz gehen
Laut SWP-Studie „Unkonventioneller Klimaschutz“ können Klimaziele nur mit Negativ-Emissionen erreicht werden

Damit die EU ihr Ziel, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein, erreichen kann, muss sie im Klimaschutz neue Wege beschreiten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Unkonventioneller Klimaschutz“ der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Der renommierte deutsche Think Tank berät politische Entscheidungsträger in Fragen der internationalen Politik. Laut den Wissenschaftlern können Netto-Null-Emissionen in der EU mit konventionellen Klimaschutzmaßnahmen allein nicht erreicht werden. Zu den sogenannten konventionellen Maßnahmen zählen Einsparungen von Kohlendioxid zum Beispiel durch den Einsatz von regenerativen Energiequellen oder durch eine höhere Energieeffizienz.

Die Autoren der Studie, EU-Experte Dr. Oliver Geden und Klimawandel-Forscher Felix Schenuit, haben berechnet, dass schon vor dem Jahr 2050 zusätzliches CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden muss. Und zwar in großen Mengen: Bis zu fünfhundert Millionen Tonnen des Gases müssen laut den Berechnungen jährlich aus der Luft entnommen werden.

Netto-Negativ-Emissionen als Ausgleich für emissionsintensive Bereiche

Die Entfernung von Treibhausgasen ist laut den SWP-Forschern notwendig, weil nicht alle EU-Mitgliedsstaaten und Branchen bis zum Jahr 2050 komplett klimaneutral wirtschaften werden. Gerade emissionsintensive Bereiche wie Luftverkehr oder Landwirtschaft werden den Einschätzungen zufolge ihren CO2-Ausstoß nicht auf null senken oder vollständig kompensieren.

Deshalb, so die Studie, müssen diese Emissionen durch aktive Entnahme bzw. Bindung des Kohlendioxids in Biomasse ausgeglichen werden. Die Forscher sprechen hierbei von sogenannten Netto-Negativ-Emissionen. Sie fordern von der EU-Politik, in den kommenden Jahren verstärkt in Forschung und Entwicklung von Entnahmemethoden, sogenannten Carbon Dioxide Removal (CDR)-Ansätzen, zu investieren.

Die Kapazitäten der CO2-Entnahme in Land- und Forstwirtschaft sind begrenzt

Ein Großteil des CO2 kann laut den Forschern durch Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft realisiert werden. Um Kohlenstoffdioxid aktiv aus der Luft zu entfernen, wird in der EU bereits Aufforstung betrieben, denn Bäume können große Mengen CO2 speichern. Die Biomasse schnell wachsender Pflanzen kann außerdem zur Energiegewinnung genutzt werden.

Auch durch die Änderung landwirtschaftlicher Verfahren, etwa den Verzicht auf tiefes Pflügen, das Einarbeiten von Ernteresten oder die Einsaat von Zwischenfrüchten, kann Kohlensoff aus der Luft entnommen werden. All diese Methoden, um Netto-Negativ-Emissionen zu erzeugen, sind jedoch landintensiv und in ihrer Kapazität begrenzt. Damit die EU ihre Klimaziele erreichen kann, müssen sie daher laut der Studie um technologische Verfahren ergänzt werden. Diese sollen ab 2035 zum Einsatz kommen.

Filteranlagen können CO2 aktiv aus der Luft entfernen

Die Forschung hat bereits technologische Ansätze zur Entnahme von CO2 aus der Umgebungsluft entwickelt: So kann das klimaschädliche Gas etwa mittels chemischer Prozesse aus der Atmosphäre gefiltert und unterirdisch gespeichert werden. Da das Gas direkt aus der Luft entnommen wird, spricht man auch von Direct Air Capture (DAC)-Verfahren.

Erste DAC-Anlagen werden bereits in der Schweiz, Italien oder Island betrieben. Das abgeschiedene CO2 wird dort allerdings bisher nicht gespeichert, sondern weiterverwendet – beispielsweise in Power-to-X-Verfahren.

Eine weitere Möglichkeit, CO2 aus der Atmosphäre auf natürlichem Weg zu binden, ist, die Verwitterung von Mineralien zu beschleunigen. Dazu werden gemahlene Karbonat- und Silikatgesteine auf landwirtschaftlich genutzten Flächen oder im Oberflächenwasser der Ozeane ausgebracht. Die Methode könnte die Bodenqualität verbessern und Ozeanversauerung entgegenwirken, ist aber bisher nur unzureichend erforscht.

Bisher wird wenig in die Entwicklung von CDR investiert

Obwohl bei den Unterzeichnern der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen Einigkeit darüber herrscht, dass die Pariser Klimaziele nur mit dem Einsatz von CDR-Methoden zu erreichen sind, wird bislang kaum in deren Erforschung investiert. Die SWP-Forscher kritisieren das und fordern die EU auf, ihren Fokus stärker auf deren Weiterentwicklung zu legen.

Bildnachweis: shutterstock.com, Ugis Riba

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