Wie weiter mit dem Klimaschutz in Deutschland? Wie können wir die Klimaziele erreichen? Dazu hat der Bundesverband der Deutschen Industrie eine vielbeachtete Studie vorgelegt.
Deutschland steht international in der Pflicht: Bis 2050 müssen die EU-Staaten zwischen 80 und 95 Prozent der Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Referenzjahr 1990 einsparen. Dabei soll Deutschland– technologisch und politisch – mit gutem Beispiel vorangehen.
So will es nicht nur die Bundesregierung, dazu bekennt sich auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): In der Studie „Klimapfade für Deutschland 2050“ zeigt der BDI Wege, wie Deutschland dem Anspruch gerecht werden kann, auf internationaler Ebene eine Vorreiterrolle einzunehmen.
Auch die Autoren der BDI-Studie sehen in der Vergangenheit Licht und Schatten. Ein Positivbeispiel für eine chancengerichtete Innovationspolitik sehen sie in der Entwicklung der Windenergie in Deutschland. Als Negativbeispiel nennen sie die Photovoltaik, in der deutsche Unternehmen ihre einstige Vorreiterrolle rasch wieder einbüßten.
Doch es gibt noch genug Innovationsbedarf und damit Chancen für deutsche Unternehmen, sich international zu profilieren. Und auch das international vereinbarte Mindestmaß der CO2-Reduktion von 80 Prozent hält man beim BDI technisch und wirtschaftlich für möglich. „95 Prozent Treibhausgas-Reduktion“, heißt es dagegen, „wären an der Grenze absehbarer technischer Machbarkeit und heutiger gesellschaftlicher Akzeptanz.“
Genau davon hänge aber ab, ob Deutschland tatsächlich als positiver Multiplikator wirkt: „Erfolgreicher Klimaschutz in Deutschland könnte einerseits international Nachahmer motivieren. Andererseits wären im Fall signifikant negativer wirtschaftlicher Auswirkungen die deutschen Klimaschutzbemühungen sogar kontraproduktiv, da sie andere Staaten abschrecken würden.“
Dies wäre nicht nur fatal für die Vorbildrolle Deutschlands. Eine Emissionsreduktion allein in Deutschland, stellen die Autoren klar, würde – egal wie hoch sie ist – für das Weltklima auch keinen spürbaren Effekt erzielen. Denn der deutsche Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen liegt bei gerade einmal zwei Prozent.
Ein großer internationaler Konsens und eine ambitionierte Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in den G20-Staaten hingegen würde das Risiko eines globalen Scheiterns an der Energiewende minimieren. Und Deutschland – mit seiner exportstarken Industrie – könnte das zusätzliche Absatzmärkte eröffnen.
Denn in jedem Fall dürfte Klimaschutz in den kommenden Jahren zunehmend zu einem globalen Wachstumsmarkt werden. Studien gehen von einem Weltmarktpotenzial von ein bis zwei Billionen Euro pro Jahr aus. Die in den „Klimapfaden“ beschriebene, umfassende Modernisierung aller Sektoren ist also nicht nur eine politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Anstrengung, sondern ebenso eine wichtige Zukunftschance für die Positionierung Deutschlands im globalen Wettbewerb.
Durch eine kluge Innovationspolitik könne Deutschland zu einem Leitmarkt für ressourceneffiziente Technologien ausgebaut werden, heißt es beim BDI. Denn in vielen Segmenten sei das Rennen um die globale Marktführerschaft noch offen. Die aktuellen Entscheidungen in der deutschen Klimaschutzpolitik könnten damit zu entscheidenden Weichenstellungen für den internationalen Erfolg deutscher Unternehmen werden. Und zu Deutschlands künftiger Rolle in der Energiewende. Alleine kann Deutschland das Weltklima ohnehin nicht retten. Aber sein wertvollster Beitrag dazu wäre als glaubwürdiges Vorbild und Technologieführer.
Bildnachweis: © BDI e. V.