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Die Erneuerbaren-Kapazität in der EU muss stärker wachsen
Der REPowerEU-Plan der EU-Kommission sieht zusätzliche 30 GW Windkraftkapazität bis 2030 vor

Die Europäische Kommission fordert von der Branche der Erneuerbaren Energien, bis 2030 eine Windkraftkapazität von 480 Gigawatt (GW) sowie eine Solarkapazität von 420 GW bereitzustellen (Link in Englisch), um die Versorgungssicherheit in Europa zu verbessern. Der Windkraftsektor müsste 30 GW Kapazität mehr installieren, als zum Erreichen der ambitionierten Klimaziele bisher vorgesehen sind.

Dass die Kommission gezielt auf Erneuerbare Energien setzt, insbesondere auf Wind und Solar, um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen Europa steht, hat konkrete Gründe: Erstens waren Wind- und Solarenergie, die ohnehin schon die günstigsten Formen der Stromerzeugung sind, noch nie so erschwinglich wie jetzt, da die Preise für Öl und Gas neue Höchststände erreichen. Zweitens hängen sie nicht von Importen fossiler Brennstoffe ab. Und drittens erzeugen sie nachhaltige Energie, die entscheidend ist für die breite Dekarbonisierung und Elektrifizierung der Wirtschaft.

Lassen sich die neuen Ziele erreichen?

Die Solarbranche zeigt sich zuversichtlich hinsichtlich des ambitionierten Plans der EU-Kommission. Die Industrieorganisation SolarPower Europe sagt, dass in der EU bis 2030 bereits 672 GW zur Verfügung stehen könnten (Link in Englisch). Das würde das von der Kommission vorgesehene Ziel um ganze 50 Prozent übersteigen. Dazu müsse lediglich die derzeitige Ausbaugeschwindigkeit beibehalten werden, so die Experten.

Allerdings zeigt die Windkraftbranche weniger Zuversicht – nicht in Bezug auf die Ziele selbst, sondern auf die Fähigkeit, die Kapazitäten in dieser ambitionierten Größenordnung in einem so kurzen Zeitfenster auszubauen.

Denn dieser Sektor macht zwar bereits große Fortschritte, allerdings liegen diese unterhalb der von dem europäischen Windverband WindEurope prognostizierten Ergebnisse: Im Jahr 2021 installierte die Branche Kapazitäten von insgesamt 17,4 GW (Link in English) auf dem gesamten europäischen Kontinent. Das waren 18 Prozent mehr 2020 und ein neuer Rekord. Aufgrund von Verzögerungen in vielen Projekten liegt dies jedoch immer noch 11 Prozent unter den Prognosen von WindEurope.

Wenn die EU ihr Ziel, die Energieversorgung zu 40 Prozent durch Erneuerbare zu decken, bis 2030 erreichen will, müssen unterm Strich jährlich 32 GW neue Windkraftkapazitäten gebaut werden. Mit nur 11 GW für 2021 (ausschließlich EU-Mitgliedsstaaten) und einer erwarteten Zubaurate von 17,6 GW pro Jahr zwischen 2022 und 2026, muss der Neubau deutlich beschleunigt werden. Nur so bliebe der Green Deal der EU auf Kurs. Die neuen Ergänzungen zur Versorgungssicherheit gemäß dem REPowerEU-Plan könnten die Installationsrate massiv erhöhen – auf bis zu 35 GW pro Jahr.

Erwartete Neuinstallationen von Windkrafträdern in Europa 2022-2026 – Realistisches Erwartungsszenario

in Gigawatt, Quelle: WindEurope

Engpass für Genehmigungen

Das Problem ist also nicht der Ehrgeiz, so WindEurope. Die einzelnen Mitgliedsstaaten haben bereits eigene Ziele im Einklang mit denen der EU zur Dekarbonisierung bis 2030 festgelegt. Im Offshore-Sektor übertreffen die offiziellen Ziele mit insgesamt 92 GW sogar die im Green Deal festgelegte Marke von 79 GW.

Was also erschwert die Realisierung? Der Windverband sieht die Hauptursache in zu langwierigen Genehmigungsverfahren. Nahezu kein Mitgliedsstaat halte den in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU festgelegten zeitlichen Rahmen ein. Die Prozesse nähmen zu viel Zeit in Anspruch und hätten schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette der Windindustrie. Dadurch werde der Ausbau gebremst. Hinzu kommen schwankende Rohstoffpreise, die der Windkraftbranche ebenso zusetzen.

Selbst wenn Spitzenreiter wie Deutschland und das Vereinigte Königreich zwischen 2022 und 2026 On- und Offshore-Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 25,1 beziehungsweise 15 GW installieren würden, könnte das nicht einmal annähernd den Bedarf decken, so WindEurope.

Schlüsselrolle der Politik

Um die Ausbau-Geschwindigkeit der Windkraft zu erhöhen, müsse die Politik eingreifen. Während 2021 das Vereinigte Königreich die Spitzenposition bei der Installation neuer Anlagen inne hatte, wird es 2022 Deutschland sein. Grund dafür sind Änderungen hinsichtlich der Genehmigungsverfahren: Die Bundesregierung hat eine Reform der Raumplanung angekündigt, die dem Onshore-Sektor einen Wachstumsschub verleihen dürfte. Es ist zu erwarten, dass Deutschland in den nächsten fünf Jahren Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 19,7 GW an Land 5,4 GW auf See errichten wird. Dadurch würde das Land zum größten Windmarkt in Europa.

Dennoch wird im Offshore-Sektor das Vereinigte Königreich weiterhin führend sein. Prognosen zufolge werden 2023 die Installationen europaweit die 4-GW-Marke überschreiten und bis 2026 sogar auf 10 GW ansteigen. In den nächsten fünf Jahren werden fast zwei Fünftel aller Offshore-Installationen auf das Vereinigte Königreichen zurückzuführen sein. WindEurope erklärt dies mit dem erfolgreichen britischen Förderprogramm „Contracts for Difference“ und dem florierenden Markt für grüne Stromlieferverträge.

Trotzdem werden die Genehmigungsverfahren nach wie vor hauptsächlich für Engpässe verantwortlich sein. Dies hat auch die EU in dem REPowerEU-Plan als Problem anerkannt: Darin heißt es, dass die Genehmigungsverfahren auf nationaler Ebene beschleunigt werden müssen, um die Zeit für die Realisierung von Projekten für Erneuerbare Energien und die Verbesserung der Netzinfrastruktur zu verkürzen.

Darüber hinaus sind sich die Verbände der Wind- und Solarbranche einig, dass angesichts der hohen Energiepreise, die das Wirtschaftswachstum bremsen, die Unterstützung für starke und in Europa ansässige Wind- und Solarlieferketten verdoppelt werden muss. Diese Branchen haben mit hohen Rohstoffkosten zu kämpfen. Gleichzeitig haben sie das Potenzial, Zehntausende gut bezahlter Arbeitsplätze zu schaffen.

Die beiden Industrieverbände fassen zusammen: Die ohnehin ehrgeizigen Klimaziele werden um die Ziele zur Versorgungssicherheit ergänzt, was einen noch nie dagewesenen Vorstoß in Richtung nachhaltige Energieversorgung darstellt. Um das zu stemmen, sind allerdings schnelle politische Maßnahmen gefragt.

Bildnachweis: © RWE AG

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