Windturbinen und Windkraftanlagen für die Stromerzeugung auf den Philippinen
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Philippinen stellen Weichen für Offshore-Wind
Aufhebung der Beschränkungen für ausländisches Eigentum an Offshore-Windparks steigert Interesse am Land
  • 40 Aufträge für Offshore-Wind-Anlagen auf den Philippinnen im Oktober 2022 vergeben
  • Aufhebung der Beschränkungen für ausländisches Eigentum im November genehmigt
  • Für eine solide Basis sind weitere Maßnahmen erforderlich

Das philippinische Energieministerium vergab im Oktober 2022 40 Aufträge zu Entwicklung von Offshore-Windprojekten (Link in Englisch) an 20 Unternehmen. Das Gesamtvolumen der Verträge beläuft sich auf rund 30 Gigawatt (GW) Erzeugungskapazität.

Die Bekanntmachung unterstreicht die Pläne des Landes, mit großen Schritten in die Offshore-Windbranche einzusteigen und zu einem der wichtigsten Märkte für die schnell wachsende Technologie zu werden. Um das zu erreichen, hebt die Regierung auch die restriktiven Eigentumsbedingungen für internationale Entwickler auf. Das soll das Interesse an der Erschließung des Windpotenzials steigern.

Die Voraussetzungen für den Einstieg in die Offshore-Windkraft sind für das Land ideal. Doch der philippinische Offshore-Windsektor startet bei null. Außerdem übersteigt das Volumen der nun vergebenen Aufträge die realisierbare Kapazität bei weitem – selbst bei einem Zielhorizont bis 2040, wie eine aktuelle Studie der Weltbank zeigt.

Grüne Energie soll steigende Nachfrage decken

Unabhängig davon bietet der Inselstaat aufgrund seiner geografischen Lage vielversprechende Bedingungen für die Windstromerzeugung auf dem Meer: Die Philippinen befinden sich im westlichen Pazifischen Ozean und bestehen aus über 7.500 Inseln, wovon etwa 2.000 bewohnt sind. Mit 116 Millionen Einwohnern liegt das Land auf Platz 13 der am meisten bevölkerten Staaten der Welt – mit steigender Tendenz.

Parallel zum Bevölkerungswachstum stieg auch der Primärenergieverbrauch im Zeitraum von 2011 bis 2021 stark an. Die durchschnittliche Wachstumsrate des Verbrauchs pro Jahr betrug 4,6 Prozent. Das war eine der höchsten weltweit und die Philippinnen lagen damit noch vor China oder Indien. Im Jahr 2022 stieg der Primärenergieverbrauch um insgesamt 7,1 Prozent und übertraf damit nicht nur den asiatisch-pazifischen, sondern auch den weltweiten Durchschnitt.

Das Land benötigt aber nicht nur mehr, sondern vor allem mehr grüne Energie.. Ende 2021 verfügte das Land nur über 443 Megawatt (MW) Onshore-Wind- und 1.370 MW Photovoltaikkapazität. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Gesamterzeugung ist seit 2008 sogar deutlich gesunken.

Abhängigkeit von fossilen Brennstoff-Importen steigt

Doch der Ausbau der Erneuerbaren ist nicht die einzige Herausforderung: Weil das Land aus so vielen Inseln besteht, war der Aufbau eines integrierten Stromnetzes schon immer schwierig. Aktuell gibt es drei Hauptnetze mit begrenzten Verbindungen. Diese decken die Gebiete Luzon mit der Hauptstadt Manila, die Insel Visayas und das kleinere Netz von Mindanao ab.

Die Folge: Jede Region wird mit einem anderen Energiemix versorgt. Luzon ist die einzige Region, die ihr Gas hauptsächlich lokal aus dem Malampaya-Gasfeld bezieht. Das Gasfeld wird vermutlich jedoch bis 2027 erschöpft sein. Dadurch ist die Gasversorgung bereits jetzt unregelmäßig.

Zwei Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) sollen in 2023 in Betrieb genommen werden und das Problem lösen. Eine Reihe weiterer LNG-Importprojekte befinden sich in Planung. Dies dürfte die Stromerzeugung und die Ablösung von Kohle durch Gas in Luzon unterstützen. Derzeit ist die Region zu 30 Prozent von Gas und zu 50 Prozent von Kohle abhängig.

Visayas bezieht bereits etwa die Hälfte seines Stroms aus geothermischer Energie und Mindanao profitiert von etwa 27 Prozent Wasserkraft. Beide Regionen sind momentan allerdings noch auf Dieselkraftwerke angewiesen, um Netzstabilität auch bei Lastspitzen gewährleisten zu können. Außerdem wird ein Teil der Grundlast durch Kohlekraftwerke erzeugt.

Offshore-Vorteile summieren sich

Hohe Preise für Flüssiggas und Kohle haben daher in den vergangenen 12 Monaten deutlich gemacht, wie wichtig es ist, die Entwicklung der lokalen grünen Energieressourcen zu fördern – selbst wenn man die ohnehin positiven Auswirkungen auf das Klima außer Acht lässt.

In Anbetracht der Tatsache, dass die gesamte Stromerzeugungskapazität des Landes im Jahr 2020 noch bei 26 GW lag, wären  Offshore-Windräder mit einer Kapazität von 30 GW also gleich in mehrerer Hinsicht revolutionär.

Sie würden die wachsende Abhängigkeit des Landes von fossilen Brennstoff-Importen verringern  und damit seine Energiesicherheit bei der schnell wachsenden Energienachfrage erhöhen. Gleichzeitig würden sie den Flächenverbrauch in einer Wirtschaft verringern, in der der Agrarsektor viel Platz einnimmt, und die Treibhausgasemissionen durch eine Verdrängung von Kohle- und Ölverstromung senken.. Darüber hinaus könnten wertvolle Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wenn zusätzlich zum Ausbau der Erneuerbaren Energien multifunktionale Verbindungsleitungen zwischen Offshore-Windparks und den verschiedenen Netzen der Inseln gebaut würden, könnte die effiziente Nutzung der Offshore-Erzeugung erhöht werden. Dadurch würde eine viel größere Interkonnektivität zwischen den Netzen ermöglicht.

Offshore-Roadmap skizziert Ausbau-Pfade

Anfang des Jahres skizzierte die Weltbank in einer Offshore-Wind-Roadmap (Link in Englisch) zwei unterschiedliche Pfade für die Philippinen: Ein Szenario für schnelles Wachstum und eines für langsames Wachstum. Die Anzahl der im Oktober vergebenen Aufträge übersteigt dabei jedoch sogar das optimistischere Wachstums-Szenario.

Die Weltbank schätzt, dass bei einem langsamen Ausbau, der mit dem nationalen Programm des Energieministeriums für Erneuerbare Energien übereinstimmt, bis 2040 Windräder mit 3 GW Kapazität vor den Küsten realisierbar sind. Bei einem stark forcierten Ausbau  sind demnach maximal 21 GW möglich – bei einer entsprechenden Strategie, Infrastrukturentwicklung und begleitenden Maßnahmen.

Denn die größte Herausforderung für die Entwicklung liegt laut den Experten nicht im fehlenden Offshore-Wind-Potenzial: Dieses wird insgesamt auf etwa 178 GW geschätzt. Davon liegen jedoch etwa 90 Prozent in Wassertiefen von über 50 Metern, so dass schwimmende Windparks benötigt würden. Die Autoren der Roadmap weisen deshalb insbesondere sechs Gebiete rund um Luzon als für Offshore-Wind besonders geeignet aus. Hier könnten insgesamt 40 GW installiert werden.

Die Entwicklung eines Offshore-Wind-Sektors dieser Größe setzt jedoch einen unterstützenden und klaren politischen Rahmens voraus. Zusätzlich wären Investitionen in die entsprechende Infrastruktur notwendig. Das alles würde erhebliche Vorteile für die philippinische Wirtschaft mit sich bringen.

Ein weiteres Problem, welches die Experten herausstellen, ist die Übertragungskapazität: Viele der am besten geeigneten Offshore-Standorte liegen weit von den Nachfragezentren entfernt. Das bestehende Netz könnte laut Roadmap nur eine begrenzte Anzahl an Anschlüssen unterstützen. Auch die Hafeninfrastruktur müsste erheblich aufgerüstet werden.

Als weitere Herausforderung identifiziert die Roadmap eine fehlende einheimische Lieferkette für Offshore-Windkraftanlagen, so dass die meisten Komponenten zumindest kurz- bis mittelfristig importiert werden müssten. Außerdem seien die Maßnahmen und Regelungen in wichtigen Bereichen, wie der maritimen Raumplanung und Umweltverträglichkeitsplanung, nach wie vor nicht ausreichend entwickelt. Es fehle auch an geeigneten Mechanismen für die Vergabe von Kapazitäten, die sowohl Verbraucher schützen als auch Entwickler unterstützen.

Aufhebung der Eigentumsbeschränkungen

Ein zentrales Hindernis, das auch die Autoren der Roadmap aufgegriffen haben, wird nun jedoch beseitigt, was die positiven Absichten der Regierung hervorhebt: die ausländischen Eigentumsbeschränkungen.

Bislang durften internationale Entwickler nicht mehr als 40 Prozent eines Offshore-Windprojektes im Land besitzen. Das verhinderte die Beteiligung großer, erfahrener Offshore-Windentwickler. Die großen europäischen Unternehmen für Erneuerbare Energien, die sonst großes Interesse an aufstrebenden asiatischen Märkten zeigen, waren bei den jüngsten Vergaben von Aufträgen fast völlig abwesend.

Ende September gab das Justizministerium in einer Stellungnahme an, dass die 40-Prozent-Beschränkung nicht für Erneuerbare Energien gelten sollte. Diese Stellungnahme war zu diesem Zeitpunkt zwar nicht bindend, im Oktober veröffentlichte das Ministerium für Energie und Umwelt aber Änderungsvorschläge zum Gesetzt über Erneuerbare Energien von 2008. Dadurch würden die meisten Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien, einschließlich Windenergie, von der 40-Prozent-Regelung ausgenommen.

Diese Änderungen genehmigte das Energieministerium im November 2022. Energieminister Rapahel Lotilla (Link in Englisch) erklärte, dass bereits eine „beeindruckende“ Anzahl von Investoren ihr Interesse am Offshore-Windpotenzial des Landes bekundet habe.

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