Wasserstoffherstellung in Fukushima mit grünem Strom aus Solaranlagen
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Erneuerbare auf Fukushimas verlassenen Flächen
Die japanische Präfektur plant bei Solar- und Windkraftausbau für 2,75 Milliarden US-Dollar

Fukushima – der Name ist längst zu einem Synonym für die große Erdbeben- und Reaktor-Katastrophe von 2011 geworden. Elf Jahre ist es her, seit das große Tohoku-Erdbeben der Stärke 9,1 und der nachfolgende Tsunami den Norden Japans schwer verwüstete. Im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi kam es in drei Reaktorblöcken zur Kernschmelze. In der Präfektur Fukushima, die mit einer Bevölkerung von etwa 1,8 Millionen Menschen 59 Gemeinden umfasst, mussten mehr als 150.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Tausende sind bis heute nicht zurückgekehrt. Und große landwirtschaftliche Flächen liegen aufgrund der ausgetretenen Strahlung brach.

Doch diese verlassenen Flächen werden wieder nutzbar gemacht. In dem Gebiet um das beschädigte Kraftwerk herum wird wieder Strom erzeugt – und zwar grüner Strom. Zigtausende Solarmodule sind in den vergangenen Jahren dort gebaut wurden. Und damit nicht genug, erst kürzlich hat die Präfektur Fukushima neue Pläne bekannt gegeben: Bis 2024 sollen hier weitere elf Solarkraftwerke und zehn Windkraftanlagen auf kontaminierten oder verlassenen Flächen entstehen.

Fukushima weit oben in Erneuerbaren-Entwicklung

Seit 2011 hat sich viel getan in der Region. Durch den Reaktorunfall fand ein grundlegendes Umdenken in Japan und insbesondere in den betroffenen Gebieten statt. Während Kernkraftwerke früher etwa ein Viertel der Elektrizität im Land erzeugten, wurden nach der Katastrophe fast alle Anlagen vom Netz genommen. Bis heute wurde nur ein Teil wieder in Betrieb genommen. 2019 lag der Anteil der Kernenergie bei sechs bis sieben Prozent. Während die Bedeutung der Kernenergie sank, stieg die der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Solarenergie.

Die Präfektur Fukushima nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein. Bereits 2014 verkündigte sie ihr Vorhaben an, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden und ihren gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken. Bis 2030 soll der Anteil bei 70 Prozent liegen. Dabei ist die Region im Nordosten der Hauptinsel Honshū auf einem guten Weg: Der Anteil der Erneuerbaren stieg von 24 Prozent im Jahr 2011 auf 43 Prozent im Jahr 2020. Im selben Jahr erreichte die Präfektur den ersten Platz bei der Erzeugung von Solarenergie im Land und den achten Platz bei der Windkraft.

Nicht nur die Zahlen zeigen den positiven Trend, auch das Landschaftsbild hat sich durch die Entwicklung stark verändert, wie Satelliten-Aufzeichnungen der NASA zeigen. Viele Felder in der Umgebung können aufgrund der Strahlenbelastung nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden. Doch genau diese Flächen treiben die grüne Entwicklung der Region voran, auf ihnen werden Solarpaneele installiert.

Satellitenaufnahmen der Region 2014 und 2021

Nachhaltige Neunutzung von verlassenen Flächen

So zum Beispiel in der Stadt Namie, die an der Küste einige Kilometer nördlich der Anlage Fukushima Daiichi liegt. Dort war ursprünglich das dritte Kernkraftwerk der Region geplant, dieses Projekt wurde nach der Reaktorkatastrophe verworfen. Auf dem ursprünglich dafür vorgesehen Gelände reihen sich nun Tausende von Solarmodule auf. Mit dem so erzeugten Strom wird grüner Wasserstoff produziert. Das „Fukushima Hydrogen Research Field“ (FH2R) ist seit 2020 in Betrieb und forscht zur Nutzung und Erzeugung von grünem H2. Der hier hergestellte Energieträger wurde bisher in kleinen Mengen für die Olympischen Spiele in Tokyo sowie lokal für Brennstoff-Autos genutzt. Japan möchte in seiner Energieversorgung auch in Zukunft stark auf Wasserstoff setzen.

Auch in der Stadt Tomioka, in der Nähe des Kernkraftwerks Fukushima Daini, werden Flächen für die Energiewende umgewandelt. Auf dem Gelände eines ehemaligen Golfplatzes, der nach der Katastrophe 2011 schließen musste, sowie etwa 350.000 Quadratmetern Ackerlands stehen nun etwa 110.000 Solarmodule mit einer Leistung von 30 Megawatt (MW). Sie sind seit 2018 in Betrieb und konnten bereits im ersten Jahr zehn Prozent mehr Energie produzieren, als ursprünglich angenommen wurde.

Satellitenaufnahmen der Region 2014 und 2021

Mikro-Netzwerke zur Selbstversorgung

Ein weiteres Projekt der Menschen in der Region sind sogenannte Mikro-Netzwerke. Dabei handelt es sich Orte, an denen Elektrizität sowohl produziert als auch zur Selbstversorgung verbraucht wird. Ein Beispiel stellt das Dorf Katsurao dar. Ein Großteil der Bevölkerung verlies das Dorf zwischen 2011 und 2016, nur etwa 450 Bewohner, weniger als ein Drittel der ursprünglichen Anzahl, leben noch dort.

Die Gemeinde versucht mit einem eigenen Solarpark ihren Strombedarf größtenteils eigenständig zu decken. Mit einer 1,2 MW Solaranlage und einem Energiespeicher-System von 3 Megawattstunden (MWh) gelingt es Ihnen etwa 40 Prozent ihres durchschnittlichen jährlichen Eigenbedarfs zu decken. Gefördert wird das Gemeinschafts-Projekt vom japanischen Ministerium für Wirtschaft und Industrie.

2,75 Milliarden US-Dollar für Erneuerbare bis 2024

In Zukunft sollen deutlich größere Anlagen entstehen. Bis 2024 sollen elf neue Solarparks sowie zehn neue Windkraftanlagen auf verlassenen oder kontaminierten Gebieten ans Netz gehen. Insgesamt ist ein Zubau von 600 MW geplant, was etwa zwei Drittel der Kapazität eines Kernkraftwerkreaktors entspricht.

Der so produzierte Strom soll vor allem im Großraum Tokyo eingesetzt werden. Dafür ist ein 80 Kilometer langes Übertragungsnetz in Planung, dass die Präfektur Fukushima mit der Metropole verbinden soll. Die geschätzten Kosten für das gesamte Projekt betragen etwa 2,75 Milliarden US-Dollar. Finanziert werde der Ausbau durch staatliche und private Geldgeber, unter anderem der staatlichen Development Bank of Japan.

So nimmt die Erneuerbaren-Entwicklung in Fukushima weiter Fahrt auf. Schon jetzt ist die Präfektur ein Pionier beim Ausbau der Erneuerbaren in Japan.

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