Beim Zubau Erneuerbarer Energien in Deutschland wird Photovoltaik in den kommenden Jahren dominieren
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Fahrplan für Deutschlands Erneuerbaren-Ziele 2030
Experten von Agora Energiewende entwerfen Szenario, wie Solar, Wind und Co. 80 Prozent des Stromverbrauchs decken

Experten des Think Tanks Agora Energiewende haben in einer aktuellen Studie untersucht, was passieren muss, damit Deutschland zwei Ziele erreicht: Bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent Erneuerbaren Energien am Strommix und bis 2035 ein klimaneutrales Stromsystem. Ihr Fazit: Es braucht einen echten Ausbauturbo für Erneuerbare und Energieinfrastruktur. Dazu muss der Windkraft- und Photovoltaik-Zubau deutlich stärker priorisiert und beim Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze ein Paradigmenwechsel vollzogen werden.

80 Prozent des Stroms soll aus Erneuerbaren stammen

Grundlage für die Analyse ist der Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der vorsieht, dass bis 2030 80 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland aus Erneuerbaren Energien stammen soll. Der Bundestag hat zu diesem Zweck im Juli 2022 ein umfangreiches Gesetzpaket für einen schnelleren Ausbau von Onshore- und Offshore-Windkraft sowie der Solarenergie beschlossen. Darüber hinaus hat sich Deutschland im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft erfolgreich dafür eingesetzt, dass die G7-Länder bis 2035 einen überwiegend dekarbonisierten Stromsektor anstreben.

EE-Anteil am Strommix muss sich verdoppeln

Wie ambitioniert schon das erste Ziel ist, zeigen Zahlen aus dem vergangenen Jahr: 2021 deckten die Erneuerbaren rund 41 Prozent des Bruttostromverbrauches ab. Innerhalb von neun Jahren muss sich der Anteil von Solar, Wind, Biomasse und Wasserkraft am Strommix also fast verdoppeln. Dabei wird laut der Studie in Zukunft deutlich mehr Strom gebraucht. Die zunehmende Elektrifizierung von Industrie, Verkehr und Gebäuden sowie die Wasserstoffproduktion lassen den Strombedarf laut Studie auf rund 725 Terawattstunden (TWh) bis 2030 (2022: voraussichtlich 580 TWh) steigen.

Beim Ausbau wird Solar dominieren

2021 lag der Zubau von Windkraft- und Solaranlagen bei rund sieben Gigawatt (GW). Innerhalb von wenigen Jahren muss er erheblich gesteigert werden. Bereits 2025, in drei Jahren, muss er der Studie zufolge bei 29 GW liegen – sich also mehr als vervierfachen. Die Hauptlast trägt dabei der PV-Ausbau (18,5 GW), gefolgt von dem von Onshore- (9 GW) und Offshore-Wind (1,6 GW).

Dabei haben die Experten von Agora den Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2030 entsprechend der im EEG-Gesetzentwurf (2023) genannten Ausbaupfade modelliert. Das heißt, sie haben nachgerechnet, in welchem Jahr wie viel Solar-, Onshore-Wind- und Offshore-Wind-Kapazität gebaut werden müsste, damit Deutschland seine selbst gesteckten Ziele erreicht.

Bruttozubau Photovoltaik im Szenario Klimaneutrales Stromsystem (KNS) 2035

in GW, Quelle: Agora Energiewende (2022)

Bruttozubau Wind an Land im Szenario Klimaneutrales Stromsystem (KNS) 2035

in GW, Quelle: Agora Energiewende (2022)

Bruttozubau Wind auf See im Szenario Klimaneutrales Stromsystem (KNS) 2035

in GW, Quelle: Agora Energiewende (2022)

Laut der Studie wird der Ausbau 2030 seinen Höhepunkt mit 39 GW erreichen. In diesem Jahrzehnt werden demnach die Neuinstallationen von Solaranlagen deutlich dominieren. Die Windenergie auf dem Land kann ab 2024 jährlich um 9 GW an Kapazität hinzugewinnen, die Offshore-Windkraft wird – aufgrund der langen Planungs- und Bauzeit – erst ab 2028 nennenswert wachsen und 2030 einen Rekordwert von 8 GW erreichen. Von 2030 bis 2035 muss sich der Ausbau dann auf einem hohen Niveau einpendeln.

Wasserstofffähige Gaskraftwerke werden benötig

Mit dem massiven Zubau werden Windkraft und Solarenergie die tragenden Säulen des Stromsystems. Zur Absicherung braucht es laut den Experten aber weiterhin regelbare Gaskraftwerke, die zur Deckung der sogenannten Residuallast eingesetzt werden.

Diese Kraftwerke müssten mit sinkender Tendenz zwischen 107 TWh (2030) und 86 TWh (2035) Strom erzeugen. Dabei werde sich im klimaneutralen Stromsystem 2035 die installierte Leistung von Gaskraftwerken von 30 GW (2022) auf 61 GW verdoppeln, da diese Anlagen selten, vor allem im Winterhalbjahr, benötigt werden.

Erdgas wird dabei zunehmend durch Wasserstoff ersetzt. Im Jahr 2030 könnte die Stromerzeugung aus Wasserstoff bei etwa 13 TWh liegen. Dafür sind voraussichtlich vier bis sechs GW wasserstofffähige Kraftwerke notwendig, die über Wasserstoffpipelines versorgt werden.

Allerdings lässt die Studie offen, wie der Zubau von Gaskraftwerken und die Nutzung des Wasserstoffes in der Stromerzeugung ermöglicht werden. Mögliche Förderinstrumente werden nicht genannt. Dabei ist der zukünftige Bedarf an Gaskraftwerken wie beschrieben sehr groß, auch der von H2-ready Anlagen. Und bereits in acht Jahren müssten große Mengen grüner Wasserstoff für die Stromerzeugung produziert werden, wobei der Energieträger ja auch in vielen Sektoren gebraucht wird.

15.000 Kilometer Stromleitungen werden benötigt

Zudem muss das Stromnetz schnellstmöglich ausgebaut werden, damit die Integration Erneuerbarer Energien gelingt, so die Studie. Die gesamte Stromkreislänge im deutschen Übertragungsnetz müsste demnach von circa 35.000 Stromkreiskilometern 2021 auf circa 50.000 Stromkreiskilometer im Jahr 2035 wachsen.

Da Planung und Bau lange dauern, empfehlen die Experten, alle hierfür erforderlichen Projekte in den kommenden Jahren in die Umsetzung zu bringen. Dafür sind Netzausbau- und Verstärkungsmaßnahmen vorzuziehen.

Empfehlungen: Schnelle Planung und gute Investitionsbedingungen

Es bleiben lediglich acht Jahre, bis Deutschland 80 Prozent seines Strombedarfs aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse decken will. Angesichts der genannten Zahlen wird deutlich, wie groß diese Aufgabe ist. Die Studie nennt dazu einige Handlungsempfehlungen:

  • Eine konsequente Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren als Voraussetzung für den Zubau Erneuerbarer Energien und den Ausbau der Strom- und  Wasserstoffnetze.
  • Eine massive Steigerung des Ausbaus Erneuerbarer Energien als Grundlage für ein klimaneutrales Stromsystem. Dies erfordert gute Investitionsbedingungen, wie sie beispielsweise durch Contracts for Difference (CfDs) sichergestellt werden.
  • Regelbare Kraftwerke, um die Nachfrage bei geringer Erzeugung aus Erneuerbaren zu sichern. Für ein klimaneutrales Stromsystem müssen neue Anlagen zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können; ihr Zubau muss ebenso sichergestellt sein wie ihre Anbindung an ein Wasserstoffnetz.

 

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